«Ohni d Lüüt gaht nüt»: Unter diesem Motto führt Marc Götti seit 2018 den Aussenwerbe-Vermarkter Excom Media, den sein Grossvater gegründet hat.
Der Klein Report sprach mit dem jungen CEO über sein Leitmotto in der Teamführung, über seinen Optiker-Onkel Sven Götti sowie über das Excom-Glückslos während der Pandemie.
Der Werbevermarkter Excom Media AG ist ein Familienunternehmen. Sie sind heute 32 Jahre alt. Was hat Sie bewegt in die Firma einzusteigen, die ihr Grossvater Beni Götti 2009 gegründet hat?
Marc Götti: «Bei Excom Media AG handelt es sich nicht um ein klassisches Familienunternehmen. Mein Grossvater hat die Firma 2009 mit zwei weiteren Investoren (und engen Freunden) gegründet. Von den Dreien war niemand operativ in der Firma tätig, es handelte sich also um reine Finanzinvestoren mit Verwaltungsratssitzen.»
...und was hat Sie gereizt, in das Unternehmen einzusteigen?
Götti: «Hier muss ich ein bisschen ausholen. 2016 hat es mich beruflich in den Mittleren Osten nach Dubai gezogen, wo ich als Strategieberater für Oliver Wyman tätig war. Nach zwei Jahren in der Wüste (in denen ich die meiste Zeit in Riad bei Kunden verbracht habe), wollte ich wieder zurück in die Schweiz kommen. Zuerst war geplant, dass ich mit meinem damaligen Arbeitgeber in die Schweiz transferiere (die Firma hat ein Office in Zürich). Aufgrund der hohen Nachfrage nach Beratern im Mittleren Osten ging das aber nicht so schnell voran, wie ich mir das erhofft hatte. Somit fing ich an, nach alternativen Jobmöglichkeiten in der Schweiz Ausschau zu halten.»
Und wie wurden sie fündig?
Marc Götti: «Beim Abendessen mit meinen Grosseltern informierte mich Beni über die vakant werdende CEO-Position bei Excom Media. Vom Grosskonzern zum KMU: Ich fand es eine spannende, aber auch herausfordernde Aufgabe. Nach einigen Meetings mit den übrigen Investoren war es dann beschlossene Sache, dass ich im Juli 2018 zur Excom Media dazustossen und im November 2018 die Rolle des CEOs übernehmen werde.»
Wie war Ihr Start und was waren zu Beginn die grössten Herausforderungen?
Götti: «Es war enorm wichtig, dass ich zuerst das Vertrauen der Mitarbeiter gewinne. Nur wenn wir alle am gleichen Strang ziehen, kommen wir voran. Erfreulicherweise wurde ich sehr schnell im Team akzeptiert. Die grösste Herausforderung war, dass ich weder Kenntnisse der Werbe- noch der Pharmabranche hatte; im Mittleren Osten hatte ich vor allem mit Telekom, Financial Services und dem Public Sector zu tun. Ich musste mir also mit Hochdruck dieses Wissen aneignen und ein Experte auf dem Gebiet werden. Dies gelang mir durch viel Selbststudium, aber auch den Austausch mit internen und externen Stakeholdern. Zum Glück arbeiten wir in einer wohlwollenden Branche!»
Von der Excom Media AG gehören Ihnen 35 Prozent, Hans-Ueli Rihs 50 Prozent und Theo Meier 15 Prozent. Was sind Ihre ganz persönlichen Ziele als CEO und Verwaltungsratspräsident für Excom Media AG?
Marc Götti: «Wir arbeiten daran, dass wir einer der etabliertesten DOOH-Vermarkter in der Schweiz werden. Zudem sind wir überzeugt, dass die Gattung Retail Media für alle Werbetreiber relevanter wird – egal, ob man das Produkt dort kaufen kann oder nicht. Am Ende des Tages verkaufen wir Augäpfel in einer Umgebung, in der Kunden offen für Werbebotschaften sind! Mein internes Ziel ist, dass wir stets glückliche Mitarbeiter haben, die stolz darauf sind, zusammen an unserer Mission zu arbeiten. Wie die Gebrüder Rihs zu Phonak-Zeiten immer so schön gesagt haben: ‚Ohni d Lüüt gaht nüt!‘»
Wenn Sie auf das erste Halbjahr zurückschauen und das laufende zweite Halbjahr in den Blick nehmen: Was werden für Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie den Werbevermarktungsmarkt im Out-of-Home ein?
Götti: «Im Vergleich zu anderen Mediengattungen ist OOH definitiv im Aufschwung. Gemäss Media Foucs konnte OOH im Jahresvergleich die ersten sechs Monate 2023 um 20,4 Prozent zulegen! In der Veränderung des Medienkonsumverhaltens der Menschen bleibt OOH/DOOH auch in Zukunft eine äusserst attraktive Werbeplattform. Durch die Konsolidierung im Markt – weniger Vermarkter, aber mehr verfügbares Inventar – haben Werbetreibende nun die Möglichkeit, sich mehr auf die verschiedenen Angebote der Unternehmen zu konzentrieren. Innerhalb dieses Marktes ist es für uns prioritär, unsere neuen Netzwerke bei regionalen und nationalen Kunden sowie bei Medienagenturen zu positionieren, damit wir in der Kampagnenplanung bereits frühzeitig berücksichtigt werden.»
Ihr Onkel Sven Götti hat in Luzern mit einem Brillenladen begonnen. Durch seine Aktivitäten ist der Name Götti in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Heute ist er ein erfolgreicher Brillen-Designer und die Götti-Brillen sind an vielen Orten prominent sichtbar in Optiker-Läden. War es für Sie keine Option, in dieses Business einzutreten?
Marc Götti: «Ich finde es beeindruckend, wie Sven in einem etablierten Markt seinen eigenen Brand und die weltweite Distribution in Optikerläden so prominent aufbauen konnte. Mit Endorsements wie Oprah Winfrey konnte sich Götti Switzerland auch international Bekanntheit verschaffen. Dass ich auf operativer oder strategischer Ebene bei Svens Firma aktiv werde, war aber kein Thema.»
Mit dem POS-Healthcare-Netzwerk in Apotheken und Drogerien hat Excom Media während der Corona-Pandemie ein Glücklos gezogen, da diese Geschäfte geöffnet blieben. Wie haben Sie das rückblickend erlebt?
Götti: «Corona war für uns – wie für alle anderen auch – eine Zeit der Ungewissheit. Während die Reichweiten im klassischen OOH/DOOH eingebrochen sind, hatten wir einfach Glück, dass die Apotheken geöffnet blieben und sogar noch höhere Besucherfrequenzen verzeichnen konnten. Wenige unserer Kunden haben ihre Kampagnen verschoben oder storniert, viele haben die Kampagnen stehengelassen und einige haben sogar noch mehr dazugebucht. Wie bereits erwähnt: Corona war ein externer Schock und wir hatten einfach Glück.»
Welche Kunden buchen Ihre Screens, die als Touchpoint den Kaufentscheid auslösen können?
Marc Götti: «Das kommt stark auf das Netzwerk an. Beim POS-Healthcare sind es vor allem endemische, also Produkte, die man am POS kaufen kann. Oder aber gesundheitsnahe Werbetreiber wie etwa Krankenkassen, NGOs et cetera. Exotischer als ‚gesundheitsnah‘ wird es bei diesem Netzwerk jedoch nicht.»
Und bei anderen Netzwerken?
Götti: «Unsere übrigen Retail-Netzwerke sind branchenoffener. Zwar erfreuen sich auch endemische Werbetreiber an den Netzwerken, jedoch ist das Interesse bei den nicht-endemischen Firmen gross. Viele namhafte Unternehmen haben unsere Netzwerke bereits zur Erreichung zusätzlicher Reichweite oder als Targeting-Möglichkeit genutzt. Dies zeigt, dass sich Werbekunden auch bei diesen Kanälen am Ende des Tages nur Kontakte kaufen, wie auch bei anderen OOH-Netzwerken.»
Neben den Kunden Spar, Top CC oder Melectronics betreut Excom Media seit Mai diesen Jahres die Screens von Lidl Schweiz. Was wird zum Beispiel auf deren «Welcome»-Screen ausgespielt?
Marc Götti: «Bei Lidl gibt es zwei Arten von Bildschirmen, nämlich Welcome-Screens und Goodbye-Screens. Momentan können Werbetreiber nur alle Screens an einem Lidl-Standort buchen. Beispiele von Kampagnen sind unter anderem Getränkehersteller, Autohändler, Events, Pharmafirmen und Banken. Lidl-Standorte zeichnen sich durch eine hohe Besucherfrequenz und die strategische Positionierung der Screens aus, sodass die Bildschirmwerbung sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen des Ladengeschäfts ins Auge fällt.»
Zusätzlich zur reinen Werbevermarktung hat sich Excom Media auch auf Digital Signage spezialisiert. Ihre Firma bietet Hard- und Softwarelösungen an. Was erhält der Kunde von euch, wenn er mit Screen-Projekten starten möchte?
Götti: «Wir haben bisher verschiedenste Digital-Signage-Projekte durchgeführt, wie zum Beispiel Schaufensterbildschirme, Screens in Ärztewartezimmern oder Menuboards in Fastfood-Restaurants. Nebst der Werbevermarktung sind wir ein klassischer Digital-Signage-Integrator und bieten die ganze Wertschöpfungskette von Konzeption, Hardware und Software, Installation sowie Support an.»
Excom Media managt und verwaltet 1’500 Screens für Externe. Wie muss man sich das Handling vorstellen?
Marc Götti: «Unser Digital-Signage-Team verwaltet die circa 1’500 Screens über verschiedene Projekte hinweg. Bei gewissen Projekten machen wir nach dem Rollout der Bildschirme nur den Support, bei anderen auch das Content Management. Wenn ein Bildschirm bei einem Kunden ausfällt, kontaktiert er uns. Ist das Problem per Telefon oder Internet nicht lösbar, schicken wir einen Servicetechniker vor Ort. Wir zeichnen uns durch erstklassigen Service und hohe Verfügbarkeit aus.»
Zu Beginn ihres Einstieges hatte Excom Media noch Verträge mit Admeira (Ringier) zur Vermarktung gewisser Produkte. Warum ist Excom Media ausgestiegen?
Götti: «Admeira hat die Verträge damals gekündigt, weil man sich nur noch auf die Vermarktung von SRG und Ringier-Inventar konzentrieren wollte. Uns kam das aber gelegen, zumal wir davor bereits mit anderen Vermarktern zusammengearbeitet haben und unsere Erwartungen immer untertroffen wurden. Uns war schnell klar, dass wir, wenn wir erfolgreich sein wollen, den Werbeverkauf selber in die Hand nehmen müssen. Deshalb haben wir unsere Verkaufseinheit auch stetig ausgebaut und mitterlweile sehr gute Zusammenarbeiten direkt mit Mediaagenturen.»