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Mittwoch
10.11.2010

Während viele Printmedien ihr Angebot im Internet intensiv ausbauen, dreht das Schweizer Jugend-Online-Magazin www.tink.ch den Spiess um: Ab diesem Mittwoch, 10. November, geben die Jungjournalisten neben ihrem wöchentlichen Gratis-Newsletter neu vier Mal pro Jahr ein Printmagazin zu einem Spezialthema heraus. Das neue Heft hat einen Umfang von 28 Seiten, erscheint in einer Auflage von 2000 Stück und wird bei der Typoart AG in Worb gedruckt. Über diese scheinbar verkehrte Welt sprach der Klein Report mit André Müller, dem 20-jährigen Geschichtsstudenten und Regionalleiter der Redaktion St.Gallen.

Wie kommt man heute noch auf die Idee, ein Printmagazin zu lancieren?
André Müller: Während im wöchentlichen Onlineauftritt von tink.ch verschiedenste Themen von Jugendpolitik über Kultur bis zu sportlichen Ereignissen alles kunterbunt durchmischt ist, soll die Printausgabe ein einzelnes Thema vertiefen. Die erste gedruckte Ausgabe greift mit dem Thema Sucht etwas auf, das viele junge Leute angeht und beschäftigt. Dabei behandeln wir weit mehr als die Sucht nach Alkohol und Zigaretten, sondern auch Mediensucht, Adrenalinkicksucht, Magersucht oder Kaugummisucht.

Einer der Gründe, weshalb heute Medienerzeugnisse ausschliesslich digital erscheinen, sind die tieferen Produktionskosten dank wegfallendem Druckaufwand. Wie finanziert ihr das neue Heft?
Müller: Da unser Onlinemagazin werbefrei ist, sind wir bereits heute auf Finanzierungsquellen von Dritten angewiesen. Auf folgenden Standbeinen stehen wir momentan: Jahrespauschale vom Bundesamt für Sozialversicherungen im Rahmen der Jugendförderung, projektbezogene Fördergelder, Einnahmen aus Eventreportagen und Dokumentationsaufträgen, sowie Mitgliederbeiträge aus unserem Verein. Bei der neuen Printausgabe ist es so, dass die Valiant Bank einen Teil der Hefte übernimmt und so auch die Druckkosten mitfinanziert. Dazu kommen Inserateeinnahmen und Aboverkäufe.

Mit einer Budgetsumme von weniger als 100 000 Franken jährlich gehört ihr zur M-Budget-Liga. Wie macht man das?
Müller: Alle Redaktorinnen und Redaktoren schreiben ehrenamtlich. Der Vereinsvorstand, die Chefredaktorin und drei Regionalleiter teilen sich lediglich 150 Stellenprozent. Dennoch lohnt es sich für die über 100 Schreibenden: Über tink.ch haben sie einen niederschwelligen Zugang in den Journalismus, erhalten Feedbacks auf ihre Texte und kommen regelmässig in den Genuss von Journalismus-Kursen.

Tink.ch gibt es in dieser Form bereits seit vier Jahren. Welche Veränderungen stehen neben dem Launch des Printmagazins sonst noch an?
Müller: Mit lediglich 1000 Newsletter-Abonnenten ist unser Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. In den kommenden Jahren wünsche ich mir eine Verdoppelung bis Verdreifachung unseres Abonnentenkreises. Aber auch qualitativ soll tink.ch weiterwachsen: Ich möchte, dass wir inhaltlich noch dichter werden, und dass wir mit hoher Textqualität regelmässig und zuverlässig begeistern.