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Montag
12.05.2003

Der italienische Journalistenverband erwägt einen Generalstreik gegen Regierungschef Silvio Berlusconi. Als Grund werden dessen wiederholte Angriffe auf regierungskritische Fernsehprogramme und -reporter genannt. «Meiner Ansicht nach hat Berlusconi alle Grenzen überschritten, es bestehen die Bedingungen für einen Generalstreik der Journalisten», betonte der Chef des Journalistenverbands FNSI, Paolo Serventi Longhi, in einem Radiointerview am Montag.

Am Sonntag hatte Berlusconi den öffentlich-rechtlichen Sender RAI 3 wegen seiner angeblich regierungsfeindlichen Programme scharf kritisiert. Er hatte die RAI-3-Tagesschau TG3 beschuldigt, ihm politisch schaden zu wollen. Ein TG3-Bericht über den Korruptionsprozess, bei dem der italienische Regierungschef auf der Anklagebank sitzt, hatte vergangene Woche die Entrüstung des Premierministers ausgelöst, weil TG3 lange einen Bürger gefilmt hatte, der im Gerichtssaal den Premier beschimpfte. Berichtet wurde im Detail auch über die Vorwürfe gegen Berlusconi, dem Richterbestechung vorgeworfen wird.

Am Donnerstag wurde die Redaktion dann von zwei RAI-Inspektoren besucht, die eine interne Untersuchung über den umstrittenen Bericht einleiteten. Nach den heftigen Protesten der RAI-Journalisten, die einen Streik ausgerufen hatten, wurde die Untersuchung jedoch eingestellt. Die Beziehungen zwischen den italienischen Journalisten und Berlusconi bleiben jedoch angespannt. Siehe auch: Berlusconi schüchtert RAI-Journalisten ein