An der Verleihung der Preise für die Journalisten des Jahres einen kritischen Blick in die Zukunft warf Tobias Trevisan von der F.A.Z. «Weshalb verlassen uns die Besten der Branche, in einer Situation, wo wir diese brauchen? Für das digitale Geschäft», sagte er im Carlton in seiner Laudatio zum Medienmanager des Jahres Christoph Bauer, der die AZ Medien verlassen hat. «Ist es keine Berufung mehr, den Leuten kritisch auf die Finger zu schauen?» Damit meinte er auch den Nachwuchs.
Die Newcomer dieses Jahres sind auf jeden Fall vielseitig und sie sehen ihre Zukunft in der Medienbranche. Die Newcomerin des Jahres, Gülsha Adilji (27), moderiert mit Julian Thorner zusammen die Sendung «Noiz» auf Joiz, in die auch Soziale Medien wie Facebook und Youtube integriert werden. Eigentlich hatte sie sich als Webredaktorin beworben, wird nun aber als Moderatorin als «herrlich authentisch im sterilen TV-Betrieb» gelobt. «Julian nennt das, was wir machen, `Generika-Journalismus`», sagte sie dem Klein Report. «Wir moderieren relativ frei, so wie wir auch privat etwas erzählen würden. Wir begegnen den Leuten auf Augenhöhe.»
Über die Aufmerksamkeit freut sie sich, unter Druck fühlt sie sich nicht. «Der Preis ist mehr als nur eine Bestätigung. Man wird nicht mehr nur mit Unterhaltung in Verbindung gebracht und in der Medienbranche ernst genommen», sagte sie. «Es ist ein Ansporn, der Auszeichnung auch in Zukunft gerecht zu werden.» Nach Berlin, wo Joiz einen Ableger erstellt, zieht es sie nicht. «Dazu könnte ich zu wenig gut Hochdeutsch. Und mehr Zuschauer allein sind kein Ansporn», sagte sie. «Aber ich will das Schreiben forcieren.»
Wie Gülsha Adilji erfuhr auch Yvonne Eisenring (25), die Drittplatzierte, in den Ferien von ihrer Auszeichnung. Eisenring arbeitet 60 Prozent bei TeleZüri, hat Kolumnen im «Friday» und im «Beobachter Natur» und schreibt für «Annabelle». «Die Auszeichnung bedeutet, dass ich auf dem richtigen Weg bin», sagte sie gegenüber dem Klein Report. Sie sei mit 20 Jahren jung eingestiegen und habe sich durchbeissen müssen.
Es hat sich für sie ausbezahlt. «Die Kombination mit Print und Fernsehen ist ein Traum. Mal zu Hause in der Trainerhose, mal vor der Kamera im strömenden Regen», sagte sie. «Um das aufzugeben, bräuchte es viel.» Angst vor der Zukunft hat die junge Journalistin, die mit einem Artikel im «Neon» auf sich aufmerksam machte, nicht. «Klar ist man als freie Mitarbeiterin auf Aufträge angewiesen, aber ich habe zum Glück mehrere Standbeine.»
An der Verleihung nicht anwesend war Sarah Nowotny, die zweitplatzierte Newcomerin des Jahres, die bei der «NZZ am Sonntag» arbeitet und der die Journalisten, die an der Wahl des Newcomers des Jahres teilnahmen, attestierten, sie habe «Bundesbern fest im Griff».