Statt mehr bald weniger? Die Verhandlungen um die Anpassung der Mindestlöhne und -honorare für JournalistInnen haben auch in der zweiten Runde vom Dienstag keine Einigung gebracht. Das teilten am Dienstag übereinstimmend der Verband Schweizer Presse wie die beiden Journalistenorganisationen Comedia und Impressum mit. Der «Gesamtarbeitsvertrag 2000 für JournalistInnen und das technische Redaktionspersonal» sieht eine Anpassung der Mindestlöhne alle zwei Jahre vor. Die Arbeitnehmerorgansiationen forderten wegen der Teuerung und der Entwicklung von Produktivität/Wertschöpfung eine Anhebung der Mindestlöhne um 3%. Die Verleger hingegen schlugen eine Senkung der Mindestlöhne um 3,5% mit Hinweis auf die Marktsituation, insbesondere auf dem Anzeigenmarkt, vor. Aus dieser Patt-Situation hinaus hilft nun nur noch der Gang zur Schiedsstelle. Eine Entscheidung wird bis 15. Dezember erwartet. Doch: Wie auch immer diese ausfallen wird, die neuen Mindestlöhne werden höchstens sechs Monate Bestand haben, weil der Verband Schweizer Presse den Gesamtarbeitsvertrag gekündigt hat. Damit läuft der geltende GAV auf jeden Fall im Juli 2004 aus.
Für die Gewerkschaften sei das Vorgehen der Verleger «skandalös», wie sie in einer Mitteilung am Dienstag festhielten. Nicht nur, weil «die Verleger ihre Forderung auf keinerlei nachvollziehbare Kriterien abstellen, sondern mit der Forderung nach Lohnsenkungen ohne Garantien für den Erhalt von Arbeitsplätzen zusätzliche Unruhe in die Branche bringen». Die Vertreter der Schweizer Presse hingegen zeigten sich gemäss ihrer Mitteilung vom Dienstag enttäuscht, «dass seine Sozialpartner einmal mehr die Augen vor den wirtschaftlichen Tatsachen verschliessen und die Branche erneut mit unrealistischen Lohnforderungen belasten.» Allein im Pressebereich sei 2002 ein Umsatzrückgang beim Werbevolumen von 11,8% registriert worden, was einem Einnahmenausfall von 340 Millionen Franken entspreche. Vergleiche Medienverband/-Gewerkschaft: Presse braucht guten GAV, Schweizer Verleger kündigen GAV mit Journalisten-Verbänden, GAV-Kündigung: Reaktion von SVJ und Comedia
Dienstag
11.11.2003