Chefredaktor Christian Dorer erklärte am Freitag gegenüber dem Klein Report, weshalb die «Aargauer Zeitung» in den Regionen Reporterbüros eröffnet - wenige Jahre, nachdem die AZ mehrere Aussenbüros geschlossen hat. Zudem nimmt Dorer Stellung dazu, warum einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr für die Regionalseiten tätig sein werden.
Klein Report: Was hat den unmittelbaren Ausschlag für die Eröffnung der neuen Reporterbüros gegeben?
Christian Dorer: «Die Erkenntnis, dass eine Zeitung beim Lokalen punkten kann, wenn ihre Journalistinnen und Journalisten näher bei den Akteuren sind. In Gesprächen zum Beispiel am Lesertelefon oder mit Behörden kam immer wieder das Bedauern zum Ausdruck, dass die AZ in ihrem Gebiet stärker präsent sein könnte. Ich bin auch überzeugt: Journalisten, die ihre Zeit in dem Gebiet verbringen, über das sie schreiben, erfahren mehr, als wenn sie von einer Zentrale aus arbeiten.»
Vor wenigen Jahren hatte die AZ doch schon Reporterbüros, etwa in Brugg und Klingnau, die aus Kostengründen geschlossen wurden. War das damals ein Fehler oder hat sich die Marktsituation in so kurzer Zeit verändert?
Dorer: «Vor allem hat sich die Technik verändert. Meine erste Stelle war Lokalredaktor im AZ-Büro Klingnau. Damals brauchte man vor Ort ein Fotostudio, um die Filme zu entwickeln; eine Sekretärin, damit immer jemand ans Telefon ging; einen Kurier, der Fotos und Maquetten in die Zentrale brachte. All das machte die Aussenbüros teuer. Heute braucht der Journalist einen Laptop, eine Digitalkamera und eine Internetverbindung - und kann von irgendwo her arbeiten. Wir werden unter dem Strich gleich hohe oder sogar etwas tiefere Infrastrukturkosten haben als bisher.»
Werden die Büros laufend ab Herbst eröffnet oder gibt es ein bestimmtes Startdatum?
Christian Dorer: «Sie werden ab August laufend eröffnet, und zwar jedes mit einem kleinen Fest vor Ort.»
Haben Sie schon geeignete Büroräumlichkeiten gefunden?
Dorer: Wir sind an allen Standorten auf gutem Weg, haben aber noch keine Verträge unterschrieben. Wichtig ist: Die Büros sollen zentral sein, damit wir auch gesehen werden. Und es werden Reporterbüros - also keine Annahmestellen für Todesanzeigen oder Abo-Umleitungen. Wir suchen sie zusammen mit den Korrespondenten - denn ihnen muss es am neuen Ort wohl sein. Dabei kommen auch Bürogemeinschaften in Frage, Untermiete in einem Künstleratelier, usw.
Klein Report: Regelmässigen AZ-Lesern fällt auf, dass einige Namen auf der Reporterliste fehlen.
Dorer: Seit dem 1. Juli produzieren wir alle unsere Titel zentral in Aarau, das heisst, wir trennen strikt zwischen Schreibern und Produzenten. Und wir haben zwei Stellen von Print zu Online verschoben. So ist es intern zu einigen personellen Verschiebungen gekommen.
Klein Report: Die AZ will gemäss Eigenaussage nicht nur «näher zu ihren Leserinnen und Lesern», sondern auch «näher zu den Unternehmern, Politikern, Kulturschaffenden usw.» Darf man sich auf eine KMU-freundlichere Berichterstattung freuen?
Christian Dorer: Nein, das ist nicht geplant. «Näher» ist physisch zu verstehen: dass also die Ansprechpartner in den Regionen sind.
Sonntag
18.07.2010




