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Donnerstag
29.01.2004

Im Tarifstreit der deutschen Tageszeitungen sind am Mittwoch laut Gewerkschaftsangaben die Journalisten von über 70 Zeitungen in den Streik getreten. Die Verleger sprechen von acht betroffenen Verlagen. Mehrere Zeitungen werden am Freitag nur in verringertem Umfang erscheinen. Nach Angaben des Deutschen Journalistenverbands (DJV) sollten 2000 Beschäftigte in den Ausstand treten. Bestreikt werden nach Angaben einer Sprecherin des DJV vor allem Tageszeitungen in den alten Bundesländern.

Grundsätzlich seien die Gewerkschaften zu weiteren Verhandlungen bereit, sagte ein Sprecher. «Das kommt aber darauf an, was die Verleger nun für ein Angebot vorlegen.» Eine Ausweitung der Streiks schliessen die Gewerkschaften deshalb nicht aus. Am Mittwoch hatten sich bei einer Urabstimmung knapp 95% der gewerkschaftlich organisierten Tageszeitungsredaktoren für den Streik ausgesprochen. Dies war weit mehr als die erforderliche Mehrheit: Beim DJV hätten bereits zwei Drittel und bei Verdi drei Viertel der abgegebenen Stimmen ausgereicht.

Die Journalisten wehren sich gegen Forderungen der Zeitungsverleger nach längeren Arbeitszeiten und eingefrorenen Gehältern. Zudem wollen die Arbeitgeber das Urlaubsgeld auf 75% eines Monatsgehalts und die Urlaubsdauer auf 30 Tage pro Jahr begrenzen; nur für über 50-Jährige soll es mehr Urlaub geben. Unterdessen forderte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) die Gewerkschaften auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. «Die Diskussionen über Urabstimmung oder Streik bringen keine Stellenanzeige und kein einziges Immobilien- oder Kfz-Inserat zurück», erklärte BDZV-Verhandlungsführer Werner Hundhausen in Berlin. Grund für die Tarifforderungen der Arbeitgeber sei die schwierige wirtschaftliche Situation der Zeitungsunternehmen.