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Sonntag
21.09.2003

Mit dem Krimi «Tod im Tempel»legt der Zürcher Journalist und´Sektenexperte Hugo Stamm nach mehreren Aufklärungs- und Fachbüchern seinen ersten Roman vor. Am Montag ist Buchvernissage. Nicole ist im Tempel der Glückseligen zu Tode gekommen. Selbstmord oder Mord? Um diese zentrale Frage dreht sich Stamms Krimi. Freund und Freundin, die Sekteninformationsstelle, die Polizei ermitteln - je auf ihre Art. Dabei stossen sie auf Haarsträubendes; nicht ganz unerwartet, wenn man Stamms jahrelangen Kampf gegen totalitäre Machenschaften von Sekten aller Art kennt.

Unterhaltsam und süffig geschrieben ist «Tod im Tempel». Der Leser erfährt viel vom Leben im Sektentempel, von der verqueren Logik, der eine solche Gruppierung nachlebt, vom mentalen Druck, der die Mitglieder gefügig macht. Damit kann Stamm einen ganz neuen Publikumskreis ansprechen und vor den Gefahren warnen, die von derartigen totalitären Gruppen ausgehen. Schade aber, dass er zu viele Facetten verschiedener Sekten in den einen Fall hineinpackt. Zwangsläufig entsteht der Eindruck, dass er kaum ein Klischee auslasse. Die Handlung spielt in Zürich. Als Tempel der Glückseligen dient eine noble Villa am Zürichberg. Die ausgesprochenen Germanismen, die der Autor wählt - von der Strassenbahn über den Schlips bis zum Sahnehäubchen - wollen aber nicht recht an die Limmat passen. Und dass der «Tages-Anzeiger»-Journalist die Protagonisten ausgiebig und ausschliesslich den «Tages-Anzeiger» lesen lässt, wirkt stossend. Hugo Stamm: «Tod im Tempel», Pendo-Verlag 2003.