Zwei Jahre alt ist der Schweizer Jugend-TV-Sender Joiz, nun wollen die Betreiber bereits nach Deutschland expandieren. Der Sender, der auf die Verbindung von Social Media und Fernsehen setzt, soll bald auch in Deutschland an den Start gehen. «Wir wollen im ersten Halbjahr live gehen», sagte Joiz-Geschäftsführer Alexander Mazzara am Montag gegenüber dem Klein Report.
In der Mitteilung des Senders gibt man sich vollmundig und spricht von «Fernsehen in einer neuen Dimension» und davon, dass Interaktion mit dem Publikum bei Joiz keine Marketingfloskel sei, «sondern unsere DNA».
Auch bei der Infrastruktur und beim Personal wird in Deutschland geklotzt und nicht gekleckert. «Zurzeit rechnen wir mit 35 Mitarbeitern», sagte Alexander Mazzara. Der Sitz des deutschen Ablegers ist natürlich in der grössten deutschen Metropole, in Berlin. Die Studios werden in den nächsten Monaten bezogen. Castings, Bewerbungsgespräche und Verhandlungen würden aber noch anstehen, heisst es auf der Webseite.
Für das deutsche Joiz hat die Joiz AG ein eigenes Unternehmen gegründet. Finanziert wird das Projekt wiederum von den Joiz-Gründern um Kurt Schaad und dem Finanzinvestor Creathor Venture. Obwohl Joiz erst zwei Jahre alt ist, hält Mazzara das Unterfangen im Nachbarland nicht für verfrüht. «Wir sind von Zuschauern und Werbekunden aus Deutschland angefragt worden, wieso es uns denn in Deutschland noch nicht gibt», so der Geschäftsführer. «Mit den Erfahrungswerten aus der Schweiz sind wir überzeugt, dass wir auch in Deutschland Erfolg haben werden.»
Mazzara geht davon aus, dass Joiz in der Schweiz Ende des Jahres schwarze Zahlen schreiben wird. Nach drei Jahren soll dann auch der deutsche Ableger rentabel betrieben werden können. Welche Ziele sich der Sender bezüglich Reichweite und Marktanteil setzt, wollte Mazzara hingegen nicht preisgeben. «Wir haben natürlich eine Vorstellung, wo wir hin wollen. Details werden wir zunächst aber nicht veröffentlichen.»
Der deutsche Sender will wie das Schweizer Pendant mit einem Themenmix aus Musik, Fashion, Nightlife, Celebrities und digitalem Leben vor allem die jungen Zuschauer vor das Gerät locken. Als Zielgruppe definiert Joiz die 15-34-Jährigen. «Wir werden sicherlich viele Formate übernehmen, adaptieren und lokal produzieren», sagte Alexander Mazzara dem Klein Report. «Hier laufen aktuell die Planungen.» Details würden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Der Sender wird über Kabel, Satellit und über Apps frei zu empfangen sein. Auf der Webseite ist wie in der Schweiz auch ein Live-Stream aufgeschaltet und Sendungen können über eine Video-on-Demand-Plattform auch nachträglich angeschaut werden. Die Webpräsenz ist denn auch der erste Bereich, in dem Synergien zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Joiz angestrebt werden. «Es liegen natürlich einige Synergien auf der Hand, wie zum Beispiel das Webhosting», sagte Mazzara. Im Moment stehe aber der Aufbau im Fokus. Auch Partnerschaften mit anderen Medien schliesst er nicht aus. «Natürlich besteht von verschiedenen Unternehmen grosses Interesse. Mögliche Kooperationen schauen wir uns aktuell noch im Detail an.»
In der Schweiz hat der Sender, der seine Studios in der Zürcher Schärenmoosstrasse in der Nähe des Leutschenbachs hat, in der Zwischenzeit mit dem SRF angebandelt. Neben der «Esseref»-Speisekarte, die die Joiz-Moderatoren in der Sendung «Noiz» jeweils einblenden, wird auch «Voice of Switzerland» auf dem Jugendsender abgefeiert. Coaches, Kandidaten und Moderatoren machen jeweils einen Abstecher ins Nachbarstudio und die Joiz-Macher sind bei der Show auch noch Backstage unterwegs. Kurt Schaad, der Mitbegründer von Joiz, wiegelte aber schon im September 2010 auf die Frage des Klein Reports, ob er ein Strohmann des damaligen Schweizer Fernsehens (SF) sei, ab: «Fragen Sie beim SF mal nach.»
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