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Sonntag
08.12.2002

Das Verwirrspiel in der Affäre «Borer-Ringier» geht weiter. Im neusten Akt widerruft der deutsche Geschäftsmann Heinrich Wirtz frühere Aussagen und macht damit den Weg frei für Thomas Borer, um gegen verschiedene Medien zu klagen. Konkret plant Borer in den USA die deutschen Verlagshäuser Burda («Bunte») und den Verlag Milchstrasse («Max») sowie die TV-Sender Sat1 und RTL zu verklagen. Die Klagen müssten «weh tun». «Die Verlage und TV-Sender haben meine und die Persönlichkeitsrechte meiner Frau Shawne und meines ungeborenen Kindes auf übelste Weise und mit grosser Hartnäckigkeit verletzt, dies muss ein Ende haben», kündigte Borer gegenüber Spiegel online am Freitag an.

Die Verlage reagierten auf Borers Ankündigung «mit Gelassenheit», wie die «SonntagsZeitung» schrieb. Gleichzeitig prüfe Borer auch rechtliche Schritte in der Schweiz gegen Reporter von «10vor10», vor allem gegen den Reporter Martin Meier, der sich in Berlin mit Wirtz getroffen hatte. Borer in der «SonntagsZeitung»: «Ich erwarte vom Schweizer Fernsehen, dass es die Rolle von Martin Meier im Detail untersucht und mich informiert.»

Möglich gemacht wird der Rundumschlag von Borer durch den überraschenden Rückzug von Wirtzs Klage gegen den Ex-Botschafter. Der bereits neunmal vorbestrafte Geschäftsmann forderte eine Viertelmillion Euro für Auslagen, die er im Namen von Borer für die angebliche Geliebte, Djamile Rowe, getätigt habe. Jetzt hat Wirtz – wie zuvor schon mehrmals Rowe – die Seiten gewechselt und in einer eidesstattlichen Erklärung erklärt, er sei von sich aus auf Rowe zugegangen, um «einer verzweifelten jungen Frau» zu helfen. Seine Meinung habe er geändert, «weil ich erkennen musste, dass auch ich als Instrument von Journalisten für gänzlich andere Zwecke dienlich gewesen bin». Konkret beschwert sich Wirtz über den «Club der aufrechten Journalisten». Diese hätten ihm erklärt, das Ehepaar Borer-Fielding müsse «persönlich und wirtschaftlich» zerstört werden, um die Pressefreiheit wieder herzustellen, heisst es in einem Bericht der «NZZ am Sonntag». Die Journalisten hätten ihm für sein Mitwirken «mehrere hunderttausend Euro» in Aussicht gestellt.

Aber auch gegen Ringier-Kolumnist Frank A. Meyer fährt Wirtz schweres Geschütz auf: Meyer habe in der Schweiz Leute «für den Kampf gegen Borer» gesucht, so der Geschäftsmann. Der nächste Akt wird folgen.... Die Affäre Borer-Ringier, siehe auch: Borer/Ringier: Geht die Schlammschlacht erst los?, Affäre Borer/Ringier: Klage wegen Betrugs?