Der Internationale Fussballveband Fifa mit Joseph Blatter an der Spitze steht schon seit längerer Zeit im Kreuzfeuer von Kritikern und Journalisten, welche von Korruptionsskandalen um die Vergabe von Weltmeisterschaften berichten. Neu versucht die britische Sonntagszeitung «Sunday Times» Licht ins Dunkel zu bringen. Ein Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees sei auf Videoaufnahmen von Undercover-Reportern zweifelsfrei zu erkennen. Der Mann bestätige seinen Gesprächspartnern, angeblichen Geschäftsleuten aus den USA, dass er durchaus gewillt sei, bei der Vergabe der WM 2018 für den Kandidaten Vereinigte Staaten zu stimmen - gegen eine grosszügige finanzielle Spende.
Der Funktionär soll nach dem Bericht von «Sunday Times» umgerechnet rund 570 000 Euro für seine Stimme gefordert haben. Ein weiteres Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, bei dem es sich um einen der Vizepräsidenten des Weltverbandes handeln soll, hat sich offenbar ebenfalls bereiterklärt, seine Stimme zu «verkaufen» - für 1,6 Millionen Euro. Die Fifa will den Vorwürfen nun nachgehen.
Der beschuldigte Vizepräsident soll den angeblichen Bittstellern zugleich berichtet haben, dass bereits Vertreter zweier weiterer Bewerberländer versucht hätten, sich seiner Stimme auf nicht legalem Wege zu versichern. Beide Männer gaben an, das Geld nicht für persönliche Zwecke, sondern für die Entwicklung des Fussballs in ihren Ländern verwenden zu wollen.
Die «Sunday Times» berichtet weiter, dass sechs aktuelle und ehemalige hochrangige Fifa-Funktionäre ihren Reportern bestätigt hätten, dass das Zahlen von Bestechungsgeldern die Chancen einer Kandidatur beträchtlich erhöhe. Aus diesem Grund sieht einer der Funktionäre Englands Aussichten auf die WM 2018 auch skeptisch. «England hat alle Voraussetzungen, aber sie schliessen keine Deals ab. Das ist traurig, aber wahr», zitiert das Blatt den Funktionär.
Sonntag
17.10.2010




