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Mittwoch
07.04.2004

Wenns um Werbung geht, sind die Schweizer Weltmeister im Nörgeln: Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 296 Klagen bei der Lauterkeitskommission eingereicht - was die Behörde langsam an den Rand der Kapazität bringt. Viele davon betrafen sexistische Werbung, schreibt die Kommission am Mittwoch. Die drei Kammern der Lauterkeitskommission hätten immer mehr zu tun: Pro Sitzung behandelten Kammermitglieder und Experten inzwischen rund 30 Fälle. Dazu kämen Rekurse. «Trotz konzentrierter und speditiver Arbeit ist die Kommission langsam, aber sicher an ihrem Limit angelangt», schreibt sie in einer Medienmitteilung vom Mittwoch. Dass immer mehr Beschwerden zu behandeln seien, hänge nicht zuletzt mit der aktiveren Öffentlichkeitsarbeit der Lauterkeitskommission zusammen. Die Medienarbeit scheine gewisse Bevölkerungsschichten animiert zu haben, spontaner zu klagen als früher.

Ein Zufall scheine die Zunahme nicht zu sein, da der Anstieg nunmehr (ausser 2001) seit 1999 kontinuierlich zu registrieren sei. 2003 könnte man als Jahr der Geschlechterdiskriminierung bezeichnen, schreibt die Kommission weiter: «Entweder sind die Leute empfindlicher geworden, oder es haben sich die umstrittenen Kampagnen gehäuft. Möglicherweise ist die Zunahme aber auch auf den Umstand zurückzuführen, dass einige Kampagnen erst durch voreilige staatliche Zensur ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerieten.» Die Lauterkeitskommission sei dank Selbstkontrolle die einzige Instanz, die eine Handhabe gegen sexistische Werbung habe. Im staatlichen Recht finde sich nämlich keine Norm gegen solche Werbung.

Betreffend Sexismus entscheide sich die Lauterkeitskommission allerdings in den seltensten Fällen zu Gunsten der Beschwerdeführer. Sie sei keine Moralinstanz und weise Klagen ab, wenn zwischen einem abgebildeten Körper und dem Produkt ein natürlicher Zusammenang bestehe. «Das war zum Beispiel im letzten Jahr bei einer Pelzwerbung so - und auch bei der nicht zuletzt wegen der diversen Rügen berühmt gewordenen Sloggy-Kampagne», heisst es weiter.

Interessant aus der Sicht der betroffenen Medien sei der Umstand, dass die Direktmarketing-Branche erstmals seit langem deutlich weniger von Beschwerden betroffen war als in früheren Jahren. «Ob das Zufall oder das Ergebnis von DM-internen Anstrengungen ist, wird der nächste Tätigkeitsbericht zeigen», schreibt die Kommission. Zugenommen hätten dagegen Klagen gegen Werbung im Internet, per Telefon und Fax. Der gesamte Tätigkeitsbericht steht ab sofort als pdf-Datei im Internet zum Download bereit: http://www.lauterkeit.ch