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Sonntag
01.10.2017

Werbung

In der deutschen Wahlen-Sonderausgabe des «Spiegels» wurde Jean-Remy von Matt, seines Zeichens Schweizer Werber in deutschen Diensten, für seine Wahlkampagnen zugunsten von Bundeskanzlerin Angela Merkel porträtiert, karikiert und etwas vorgeführt. Es ist keine eigentliche Kritik, aber es wird auf Schwachpunkte in den einzelnen Kampagnen hingewiesen, immerhin in der Länge über vier Seiten im Magazin.

Im Einstieg zur Story verwies der «Spiegel»-Journalist auf die vielen Homestories über von Matt und sein mondänes Domizil in Berlin, die er im Gespräch dem Starwerber präsentierte, worauf dieser mit einem Wort antwortete: «Schrecklich.» Im vergangenen Jahr soll von Matt in einem Pitschverfahren beteiligt gewesen sein, als es um die Vergabe der Wahlkampfwerbung für die deutsche Bundesratswahl ging. Offenbar hatte sich der Starwerber für dieses Engagement stark gemacht; und wie der «Spiegel» schreibt, soll dieses beim Mitbegründer der Agentur Holger Jung «wenig Begeisterung» ausgelöst haben – er war strikt gegen eine Beteiligung am Pitsch.

Im «Spiegel» werden von Matts zwei Werbeweisheiten bei Politbotschaften zitiert: «Alles muss sich ändern» oder «weiter so». Dann kommentiert der Journalist: «Nun, nach dem enttäuschenden Wahlergebnis, nach Merkels dramatischen Verlusten, stellt sich die Frage, ob es nicht einen dritten Weg gegeben hätte. Warum hat seine Kampagne nicht funktioniert?»

Dann folgt eine lange Historie von den vielen Werbekampagnen des Starwerbers – mit Analysen. Leider konnte auch der Journalist keine eigentliche Kritik an den Werbebotschaften des Starwerbers vorbringen. Aus Werbekreisen hiess es etwa, er habe Angela Merkel als Person zu «arrogant und überheblich» inszeniert. Und die Twitterwerbung «I love Raute» soll zu viel gekostet haben.

Eines ist klar: Von Matt wollte bei einem Erfolg der Kanzlerin – mindestens 40 Prozent Stimmenanteil – eine Party steigen lassen. Diese Idee soll ihm Angela Merkel jedoch bereits vor der Abstimmung abgeklemmt haben mit den Worten, das sei ein «völlig unrealistisches Ergebnis». Und so kam es, wie es kommen musste, Jean-Remy von Matt kam vergangenen Sonntag erst spät und heimlich ins Adenauerhaus, wo sich die Grössen der CDU versammelt hatten.