Alle zwei Jahre analysieren die Swisscom zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) das Verhalten von Jugendlichen in den sozialen Netzwerken.
Wie diese James-Studie im laufenden Jahr zeigt, setzen Mädchen aktuell die Trends. «Sie steigen früher auf neue soziale Netzwerke ein als Jungen», heisst es dazu in der Studie. Jungs gamen dafür häufiger, besonders beliebt sind Gratis-Games.
Jugendliche pflegen zudem weniger, jedoch qualitativ hochwertigere Freundschaften als vor zehn Jahren. Problematisch ist, dass sie beim Datenschutz nachlässiger werden und sexuelle Belästigungen weiter zugenommen haben.
Konkret nutzen Mädchen aktuell TikTok und Pinterest «deutlich stärker». 2014 war dies auch schon bei Instagram der Fall.
«Wenn sich dieser Trend fortsetzt, können wir die weibliche Nutzung von sozialen Netzwerken in Zukunft als Indikator für alle Jugendlichen heranziehen», sagt ZHAW-Forscher und Co-Studienleiter Gregor Waller.
Generell zählen Soziale Netzwerke weiterhin zu den wichtigsten medialen Elementen des Alltags von Jugendlichen in der Schweiz. Fast alle nutzen WhatsApp zur Kommunikation (97 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer mehrmals pro Woche). Zudem werden Instagram (81 Prozent) und Snapchat (76 Prozent) weiterhin am häufigsten genutzt und sind über die Jahre stabil geblieben. Eine rasante Zunahme zeigt sich bei TikTok: 67 Prozent der Jugendlichen nutzen die Plattform regelmässig (2018: 8 Prozent). Dafür sind die Jugendlichen «praktisch von Facebook verschwunden»: nur noch 5 Prozent nutzen das Netzwerk täglich oder mehrmals pro Woche (2014: 79 Prozent).
Die Tätigkeiten in sozialen Netzwerken sind konstant geblieben. Am häufigsten werden regelmässig Beiträge anderer angeschaut (56 Prozent) und gelikt (55 Prozent) oder es werden per Chat persönliche Nachrichten geschrieben (57 Prozent). Deutlich seltener posten die Jugendlichen eigene Beiträge, und wenn dann eher zeitlich limitierte Stories oder Snaps.
Videogames sind weiterhin beliebt: 79 Prozent spielen zumindest ab und zu, wobei Jungen deutlich häufiger gamen (93 Prozent) als Mädchen (65 Prozent). Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Anzahl der gamenden Mädchen jedoch zugenommen. Zudem vergnügen sich die jüngeren mehr damit als die älteren Jugendlichen. Am häufigsten werden Gratis-Games gespielt (60 Prozent). Kostenpflichtige Videospiele nutzen hingegen nur 35 Prozent.
Für ZHAW-Forscherin und Mitautorin Lilian Suter ist dies problematisch: «Free-to-play-Games sind oft nicht wirklich kostenlos, denn entweder werden die Gamenden mit Werbung eingedeckt oder sie bezahlen mit ihren Daten». Oft seien In-Game-Käufe sogar unerlässlich für den weiteren Spiel-Fortschritt.
Die Anzahl Jugendlicher, die regelmässig In-Game-Käufe tätigen, hat sich denn auch in zwei Jahren von 3 Prozent auf aktuell 8 Prozent mehr als verdoppelt. 23 Prozent der jugendlichen Gamerinnen und Gamer geben an, Altersempfehlungen regelmässig zu ignorieren.
Für die James-Studie 2022 sind rund 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren befragt worden.