Die Swisscom und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben rund 1000 Jugendliche auch über ihr Freizeitverhalten befragt.
Wie diese James-Studie zeigt, trifft sich ein grosser Teil der Jugendlichen in der Schweiz in der Freizeit regelmässig mit Freundinnen und Freunden (70 Prozent). Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich jedoch, dass die Anzahl der Freundschaften abgenommen hat. Trafen sich die befragten Jugendlichen 2012 mit sieben Gspänli regelmässig, sind es 2022 noch fünf.
Für Gregor Waller, ZHAW-Forscher und Co-Studienleiter, setzt sich damit der Trend des «Social Cocooning» weiter fort. «Die Jugendlichen treffen weniger Freundinnen und Freunde als noch vor ein paar Jahren.»
Wenn die Heranwachsenden im Sinne von «Beziehungsminimalismus» vorgehen, also Qualität vor Quantität stellen, seien die Freundschaften aber insgesamt hochwertiger.
Generell werden die Freizeitaktivitäten der Jugendlichen von Jahr zu Jahr vielfältiger und individueller. Die Bandbreite der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen ist sehr gross und reicht von TV oder Filme schauen, über Sport treiben, Musik hören und Gamen bis zu handwerklichen und kreativen Tätigkeiten wie Zeichnen oder Malen oder draussen und in der Natur sein.
Handlungsbedarf sieht die James-Studie beim Jugendmedienschutz. Sexuelle Belästigung im Internet und auch Cybermobbing haben weiter zugenommen: Fast die Hälfte der Jugendlichen wurde bereits mindestens einmal online sexuell belästigt. 2014 waren es noch 19 Prozent.
Auch Beleidigungen im Internet haben über die Jahre um fast zehn Prozentpunkte zugenommen. Mädchen sind von sexuellen Belästigungen deutlich häufiger betroffen als Jungen (60 Prozent vs. 33 Prozent). Knapp die Hälfte der Mädchen wurde schon einmal von einer fremden Person aufgefordert, erotische Fotos von sich selbst zu verschicken.
Die ZHAW-Forschenden sehen dringenden Handlungsbedarf. «Sexuelle Belästigung und Cybermobbing bei Jugendlichen sind Grenzüberschreitungen, die in einer sensiblen Phase der persönlichen und sexuellen Entwicklung passieren», sagt Co-Studienleiter Daniel Süss. Es brauche deshalb weiterhin ein breites und vertieftes Angebot an medienpädagogischen Massnahmen und Angeboten zur Stärkung der digitalen Selbstverteidigung.
Auch Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom findet klare Worte: «Solches Verhalten darf nicht toleriert werden. Wir geben diesem Thema an unseren Medienkursen an Schulen explizit mehr Raum, aber natürlich müssen sich auch Eltern verstärkt mit dem Problem auseinandersetzen und ihre Fürsorgepflicht wahrnehmen. Genauso wie sie ihre Kinder im Strassenverkehr begleiten, müssen sie es auch im Internet tun.»
Beim Schutz der Privatsphäre im Netz werden Jugendliche nachlässiger: Gaben vor 10 Jahren noch 84 Prozent an, entsprechende Einstellungen in sozialen Netzwerken aktiviert zu haben, sind es aktuell nur noch 60 Prozent. Sorgen darüber, dass andere online persönliche Informationen sehen könnten, haben weiter abgenommen (2012: 38 Prozent; 2022: 28 Prozent). Gleichzeitig verhält sich die Mehrheit der Jugendlichen auf sozialen Netzwerken aber eher zurückhaltend und gibt öffentlich wenig von sich preis. «Das Thema Datenschutz und Privatsphäre im Netz hat sich verändert und wird zunehmend komplexer», sagt Lilian Suter, ZHAW-Forscherin und Mitautorin.
Während zu Anfangszeiten der sozialen Netzwerke darauf fokussiert wurde, welche Informationen oder Fotos man nicht öffentlich teilen sollte, werde das Thema heutzutage von Aspekten wie Cookies, Algorithmen oder Ende-zu-Ende-Verschlüsselung dominiert und stelle Jugendliche vor zusätzliche Herausforderungen.