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Mittwoch
07.09.2011

James Murdoch - der Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch - gerät im Abhörskandal um die kürzlich eingestellte britische Sonntagszeitung «News of the World» immer mehr unter Druck: Der ehemalige Chefredaktor der Zeitung, Colin Myler, und der ehemalige Leiter der Rechtsabteilung von News Group, Tom Crone, belasteten James Murdoch am Dienstag in einer Anhörung vor dem zuständigen Parlamentsausschuss in London schwer.

Die beiden Männer sagten aus, dass Murdoch weit früher von den Vorgängen gewusst habe, als Murdoch junior selbst vor dem Ausschuss angegeben hatte. Der Chefredaktor und der Rechtsvertreter möchten offenbar nicht allein als Dumme dastehen.

Bei den Vorwürfen geht es um eine E-Mail an einen früheren Chefreporter der Zeitung. Die Mail aus dem Jahr 2005 enthalte Abschriften von Mitschnitten, so Crone. Aus ihr gehe hervor, dass das illegale Abhören von Mobilfunktelefonen kein Einzellfall gewesen sei. Crone und Myler hätten sie James Murdoch 2008 vorgelegt, da sie für eine aussergerichtliche Einigung mit dem Chef des Fussballverbands, Gordon Taylor, relevant gewesen sei. Taylor ging damals wegen illegalen Abhörens gegen das Unternehmen vor. «Um den Fall beizulegen, mussten wir ihn Murdoch erklären und sein Einverständnis erhalten»,  sagte Crone gemäss der Nachrichtenagentur DPA. Dieses sei auch erteilt worden.

Unterdessen soll der Skandal ebenfalls juristisch von einem Komitee unter der Leitung von Richter Brian Leveson unter die Lupe genommen werden. Leveson sagte, dass er Kultur, Praktiken und Ethik der Presse untersuchen werde. Es werde um die Beziehung der Presse zu Öffentlichkeit, Polizei sowie Politik gehen. In einem zweiten Schritt werde er sich mit dem Ausmass jedes einzelnen Fehlverhaltens auseinandersetzen. Die Untersuchung werde wohl mehrere Monate dauern. Innerhalb eines Jahres will Leveson einen Abschlussbericht vorlegen.

Dem Richter lag eine Liste vor mit potenziellen Zeugen sowie möglichen Opfern vor, die sich an der Untersuchung beteiligen wollen. Darunter sind die Schauspieler Jude Law und Hugh Grant, die Eltern des vermissten Mädchens Madeleine McCann sowie Ex-Formel-1-Boss Max Mosley. Auf der Liste ist ebenfalls die ehemalige «News International»-Chefin Rebekah Brooks vertreten.