Der Job-Kahlschlag beim Verlagshaus Gruner + Jahr hat im Februar dieses Jahres für Unruhe gesorgt. Damals hatte der Konzern verkündet, 700 der 1’900 Stellen beim Hamburger Traditionsverlag zu streichen.
45 von 58 Marken und Magazinen sollen verkauft oder eingestellt werden. Nur Kerntitel wie «Stern», «Geo» oder «Capital» bleiben bestehen.
Jetzt sorgt ein Gewinnrückgang bei der wichtigsten Bertelsmann-Tochter RTL für neue Schlagzeilen.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Werte (Ebita) erzielte RTL Deutschland einen Rückgang von 15,2 Prozent. Das frühere Verlagsgeschäft von G+J ist darin mit einer Million Euro bilanziert, wie das «Handelsblatt» auf Grund von Einsicht in interne Dokumente berichtet.
Unter dem Strich fiel der Gewinn gegenüber dem Vorjahr von rund 1,45 Mrd. Euro auf 766 Millionen Euro, wie der Fernsehkonzern am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis sank 2022 wegen höherer Streaming-Anlaufverluste und geringerer TV-Werbeerlöse um sechs Prozent auf 1,08 Milliarden Euro.
Viele Unternehmen würden angesichts der unsicheren und krisenhaften Lage oft zuerst an ihren Werbeausgaben sparen, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe bei der Vorstellung der Jahreszahlen am Donnerstag. Die Werbeumsätze in Deutschland gingen um acht bis neun Prozent zurück.
Trotz solchen Zahlen hat das Unternehmen seine im Jahresverlauf gesenkten Ziele aber erreichen können. Im abgeschlossenen Jahr stieg der Umsatz aus eigener Kraft um 1,6 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Rechne man die Übernahme des Hamburger Verlags Gruner + Jahr mit, falle das Plus deutlich grösser aus, heisst es.
Infolge der schwierigen Situation auf dem Werbemarkt schaut RTL vorsichtig auf das laufende Jahr. Hier sollte der Umsatz auf 7,3 bis 7,4 Milliarden Euro wachsen, wie prognostiziert wird. Allerdings dürfte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen leicht auf 1,0 bis 1,05 Mrd. Euro weiter sinken.
Wie Thomas Rabe ausführte, will RTL will sein Streaminggeschäft 2023 weiter ausbauen, auch wenn sich das Wachstum dort zuletzt verlangsamte. Bis Ende 2022 wuchs die Zahl der zahlenden Abonnenten auf rund 5,5 Millionen. Das bedeutet einen Anstieg von 44,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. RTL+ wird über eine strategische Partnerschaft mit der Deutschen Telekom vermarktet.
Mit der Investition von weiteren Millionen will RTL im laufenden Jahr den konkurrierenden Streamingdiensten wie Netflix oder AppleTV weiterhin die Stirn bieten. Mit einem Marktanteil von rund zwei Prozent ist RTL+ aber immer noch weit vom wichtigsten Konkurrenten Netflix entfernt. Dieser kommt laut Schätzungen auf einen Anteil von rund 30 Prozent. Der Dienst von RTL soll gemäss Eigenaussage 2026 profitabel sein.