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Dienstag
31.10.2023

Medien / Publizistik

Auf dem Podium: Marc Holitscher, Microsoft Schweiz, Katja Murmann, Stifterverein Medienqualität, Andrea Masüger, Verlegerverband, Angela Müller, AlgorithmWatch CH, und Mark Eisenegger, Direktor des fög...        (v.l., Screenshot Livestream/Uni Zürich)

Auf dem Podium: Marc Holitscher, Microsoft Schweiz, Katja Murmann, Stifterverein Medienqualität, Andrea Masüger, Verlegerverband, Angela Müller, AlgorithmWatch CH, und Mark Eisenegger, Direktor des fög... (v.l., Screenshot Livestream/Uni Zürich)

«Der Mensch muss Teil der Wertschöpfungskette sein und bleiben.» Das sagte Marc Holitscher zum grossen Thema Künstliche Intelligenz (KI) am Montag bei der Präsentation des Jahrbuches Qualität der Medien 2023.

Der National Chief Technology Officer von Microsoft Schweiz sprach zu den zurzeit noch bestehenden Mängel der KI. «Es sind massive Anstrengungen im Gang, um diese Fehlresultate von KI zu korrigieren.» Es gebe bereits Beispiele wie beispielsweise Bilder, die in Zukunft mit einer Art Wasserzeichen markiert werden können. Am Ende komme es aber auch auf die Urteilsfähigkeit der Leute an.

Andrea Masüger, Präsident des Verlegerverbandes, reflektierte darauf eher pessimistisch. Der ehemalige Journalist warnte vor der kommenden Perfektion der KI, was er auch als demokratiegefährdend einstufte.

Aus der Studie selber geht hervor, dass nur 29 Prozent der Befragten Beiträge lesen würden, die vollständig von KI geschrieben seien. «Bei Texten, die von Medienschaffenden ohne den Einsatz von KI geschrieben wurden, sind es hingegen 84 Prozent.» Das Publikum kann sich KI-generierte Beiträge bei Wetter-Nachrichten, Sport und Börsenkursen vorstellen oder bei Softnews zu Prominenten. Deutlich tiefer ist die Akzeptanz bei Nachrichten zu Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder Kultur.

Dementsprechend war die Deklaration der KI in der Kleinen Aula der Universität Zürich am Montagmorgen ein grosses Thema. Katja Murmann, langjährige «Blick»-Journalistin und bis Mitte 2022 Chief Product Officer «Blick», wies auf die Problematik des Bias’ in der KI-generierten Arbeit hin.

Diese entstehen unter anderem durch falsche Untersuchungsmethoden. Das können Suggestivfragen sein oder eine Verzerrung von Ergebnissen einer Repräsentativerhebung, fügt der Klein Report an.

Zum Thema Datengrundlage sagte Angela Müller von AlgorithmWatch CH etwas Gescheites: «Die KI basiert immer nur auf Daten aus der Vergangenheit, mit denen sie gefüttert wurde.» Dementsprechend könne KI auch keinen konstruktiven Journalismus bieten.

Das vom fög lancierte Wort der News-Deprivierten kam auch dieses Jahr wieder ins Spiel. Diese Gruppe umfasse heute 43 Prozent der Bevölkerung. Frage man nach der Art von News, «für die sich Schweizerinnen und Schweizer interessieren, nennen viele den ‚positiven‘ oder ‚konstruktiven‘ Journalismus, der positive Nachrichten aufgreift beziehungsweise nicht nur Probleme darstellt, sondern mögliche Lösungen diskutiert», heisst es dazu in der Studie. Ein Ausbau des konstruktiven Journalismus könne daher einer zunehmenden News-Deprivation entgegenwirken.

Aber 61 Prozent der Schweizer Bevölkerung nimmt an, dass sich die Qualität der Berichterstattung insgesamt verschlechtert, wenn KI vermehrt das Schreiben von Beiträgen übernimmt. Über 80 Prozent der Befragten wollen, dass Inhalte, die vollständig oder teilweise mit KI erstellt wurden, deklariert werden, wie aus der Studie hervorgeht.

So monierte denn auch Gastgeber Mark Eisenegger, Direktor des fög, dass branchenweite Standards fehlten. Schweizer Medienhäuser sollten der Deklaration von KI einen höheren Stellenwert einräumen. «Es braucht vollständige Transparenz, auch bei KI-generierten Artikeln», sagte der Forscher am Montag vor einer Handvoll Journalistinnen und Journalisten. «Nur hinschreiben, das ist mit KI-generiert, reicht nicht», so Eisenegger zur Arbeitsweise. Den Menschen dahinter transparent machen, sei wichtig.

Dass nur 10 Prozent der Befragten bereit wären, für Medienbeiträge zu bezahlen, die vollständig mit KI geschrieben wurden, ist auch für den Klein Report nur folgerichtig. Bei den anderen, wie diesem Text des Klein Reports, den Sie hier lesen, würden mehr als zwei Drittel Geld zahlen.

«Neben den erwarteten Qualitätsdefiziten könnte ein Grund für die geringe Zahlungsbereitschaft bei KI-produzierten Inhalten sein, dass eine Mehrheit der Befragten den Einsatz von KI mit Kosten- und Zeitersparnissen für die Medienhäuser verbindet», so die Studie. «Eine deutliche Mehrheit der Befragten findet aber, dass Medienunternehmen von KI-Anbietern entschädigt werden sollten, wenn diese für ihre automatisch generierten Antworten auf journalistische Inhalte zurückgreifen», so die Studie.

Also nicht so, wie es die Schweizerische Mediendatenbank (SMD), die Ringier, Tamedia und die SRG selber mit vielen Medienanbietern jahrelang gemacht hat. Beim Klein Report beispielsweise wurden ohne anzufragen über Jahre Texte integral geklaut und selber kommerzialisiert. Zu der Zeit war auch Katja Murmann im Verwaltungsrat der SMD.

Die Podiumsrunde wurde von SRF-Journalist Rafael von Matt moderiert.