Während Gratisangebote, Infotainment und Unterhaltung für Reichweite sorgten und Werbegelder einspielten, erodiere der Informationsjournalismus und es leide die Qualität: So lautet das nicht ganz überraschende Fazit des Jahrbuchs «Qualität der Medien», das das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft am Montag in Bern präsentiert hat.
Lässt sich Qualität messen? Das nicht unumstrittene Jahrbuch definiert Qualität im Sinne des Informationsjournalismus. Es verwendet die Kriterien Vielfalt, Relevanz, Aktualität und die Professionalität journalistischen Arbeitens wie Eigenleistung oder Quellentransparenz.
Konkret werde die sinkende Qualität laut dem Jahrbuch daran sichtbar, dass Abozeitungen immer dünner würden und der Anteil der Eigenleistungen schrumpfe. Ereignisse würden immer seltener in ihre sachlichen Zusammenhänge eingeordnet. Selbst klassische Informationsmedien böten immer mehr rasch konsumierbares Infotainment. An die Stelle von Berichten und Hintergrundanalysen mit sozioökonomischer Relevanz träten immer mehr People-Geschichten oder Sport.
Untersucht wurden die Mediengattungen Presse, Radio, Fernsehen und Online. Die besten Noten gab das Jahrbuch dem öffentlich-rechtlichen Radio. Auf Rang zwei platzierte es die grossen überregionalen Abozeitungen wie die «Neue Zürcher Zeitung» und «Le Temps», die Sonntagszeitungen und das Fernsehen der SRG. Boulevard- und Gratiszeitungen schnitten in der Qualitätsrangliste am schlechtesten ab.
Die Noten bei den meisten der untersuchten Medien liegen tiefer als im Jahr 2013 und sogar am tiefsten seit Beginn der Messung im Jahr 2010. Die «Qualitätserosion» in der Schweizer Medienlandschaft halte an, so das Jahrbuch.
«Die alte `Ehe` von Publizistik und Werbung erodiert vor unseren Augen, obwohl Werbung nach wie vor die wichtigste Einnahmequelle des Journalismus darstellt», warnen die Autoren. Dass die Werbegelder an nicht publizistische Angebote wie Suchmaschinen, Onlinerubriken oder Social Networks abwanderten, «gefährde den Informationsjournalimus grundsätzlich».
Hinzu komme, dass die «Gratiskultur im Newsbereich» dazu geführt habe, dass journalistische Information beim Publikum an Wert eingebüsst hat. Zwar würden die Haushalte immer mehr für Medien ausgeben, dies aber vorab für Unterhaltungsangebote. Dagegen müsse der Informationsjournalismus mit sinkenden Kaufeinnahmen und Werbeerlösen zurechtkommen.
Das Fazit der Autoren ist alarmierend. «Die reichweitengetriebene Boulevardisierung der Medien boulevardisiert die Politik und beides bewirkt eine Schwächung der demokratienotwendigen Forums-, der Kritik- und Legitimations- wie der Integrationsfunktion öffentlicher Kommunikation durch weniger Vielfalt, Einordnung, Sachlichkeit und Relevanz», glauben die Autoren vom Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft.
Das nun zum fünften Mal erschienene Jahrbuch «Qualität der Medien» ist seit jeher in der Medienbranche umstritten. Vonseiten der Zeitungsverlage wurde zum Beispiel die Auswahl der Samples und die Definition des Qualitätsbegriffs kritisiert.