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Donnerstag
26.09.2013

Medien / Publizistik

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Die Onlinemedien erhalten im neuen «Jahrbuch Qualität der Medien» erneut keine guten Noten. Die Medienvielfalt sei im Onlinesegment deutlich kleiner als im Pressebereich, gleichzeitig sei die Qualität der Onlinemedien in der Regel niedriger als in gedruckten Informationsmedien, heisst es auch in der vierten Studie des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) der Universität Zürich.

Zur Vielfalt hält die Studie fest: Nur die drei grössten Verlagshäuser seien - neben der SRG - bislang in der Lage, nutzungsstarke Newssites zu betreiben. Ein hoher Investitionsbedarf, starke Konkurrenz durch branchenfremde Anbieter (Telekom-, Softwareunternehmen, Suchmaschinen), stagnierende Werbeeinnahmen und marktmächtige Onlineverbundsysteme wie Newsnet würden die Anzahl relevanter Newssiteangebote stark einschränken.

Die Titelzahl der nutzungsstarken Informationsangebote im Onlinebereich ist gemäss der Studie um 40 Prozent geringer als im Printsektor. Die publizistische Qualität der Onlineinformationsmedien sei zudem in der Regel niedriger als bei den entsprechenden Printmedien. «Unter anderem wirkt sich im Onlinebereich der hohe Aktualitätsdruck stark negativ auf die Einordnungsleistung aus», teilten die Verfasser der Studie mit.

Auch die Finanzierung hat sich im vergangenen Jahr nicht positiv entwickelt, in der Informationspresse seien 183 Millionen Franken weniger Werbeerlöse erwirtschaftet worden als noch im Vorjahr. «Nennenswerte Werbezuwächse waren nur dort zu verzeichnen, wo kein publizistischer Mehrwert entsteht, d.h. bei den Werbefenstern ausländischer Privatfernsehangebote sowie bei branchenfremden Anbietern (u.a. Bluewin.ch) und Suchmaschinen (Google).»

Zwar gebe es auch in den Verlagshäusern noch profitable Bereiche. Doch dort, wo noch Geld verdient werde, erschwere ein Profitcenter-Denken die Querfinanzierung des Informationsjournalismus, heisst es. Gemeint sind damit Onlinerubriken wie Autoscout oder Homegate.

Die grösste Gewinnerin bei den Marktanteilen in der Schweiz ist laut dem diesjährigen «Jahrbuch Qualität der Medien» Tamedia. Das Unternehmen sei «die treibende Kraft hinter dem Konzentrationsprozess im Print- wie Onlinebereich». Tamedia habe seine Marktanteile im Onlinebereich in allen Sprachregionen am deutlichsten steigern können.

In der Deutschschweiz erzielte die Tamedia AG gemäss dem «Jahrbuch» einen Anteil von 23 Prozent, gefolgt von Swisscom (Bluewin.ch) mit 20% und der Ringier AG mit 17%. In der französischen Schweiz erreichte die Tamedia AG sogar einen Onlinemarktanteil von 32%, gefolgt von Microsoft Advertising Schweiz (msn.ch) mit 26% und Swisscom mit 21%.

Diese Zahlen würden zeigen, dass die Hauptkonkurrenz der Verleger im Onlinebereich nicht die SRG sei, orakelt Mitverfasser des «Jahrbuch», Kurt Imhof, Professor für Publizistikwissenschaft und Soziologie an der Universität Zürich. Es seien branchenfremde Anbieter, die neben Servicedienstleistungen (z.B. Webmail) auch News anbieten würden, versucht er die marktmächtige SRG aus dem Schussfeld zu nehmen, und zieht erneut auf Kosten- und Vermarktungsebene die grundfalschen Schlüsse.