Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Italiens wird aus den eigenen Reihen unter Druck gesetzt. Journalistinnen und Journalisten von Rai Sport legten am Mittwoch die Arbeit nieder, weil der Sender erstmals eine Fussball-Weltmeisterschaft nicht übertragen wird.
Bei der Fernsehübertragung des Turiner-Derbys zwischen der alten Dame Juventus und dem Stadtrivalen FC Turin in der Coppa Italia war es am Mittwochabend merkwürdig ruhig. Denn die Kommentatoren von Rai 1, die sonst so aufgeregt über das Geschehen auf dem Rasen berichten, sind in den Streik getreten.
«Rai wird einige Sportgrossereignisse, darunter die Fussball-Weltmeisterschaft, nicht im Live-TV übertragen», so die Begründung der streikenden Journalisten. «Und auch die Formel 1 ist in Gefahr. Alles zugunsten der privaten Konkurrenz.»
Anstatt in den Sport zu investieren, gebe Rai immer mehr Geld für kostspielige Kooperationen und für den Kauf ausländischer Produkte aus, kritisierten diese weiter. «Wir erachten es als inakzeptabel, dass der Sport jetzt zum Privileg derjenigen wird, die sich ein Pay-TV-Abonnement leisten können.»
Die öffentlich-rechtliche Rai reagierte mit wenig Verständnis auf den Streik, den das Unternehmen als «beunruhigend» bezeichnete, «in Ignoranz der Tatsache, dass Rai jährlich 200 Millionen Euro ins Produkt Sport investiert».
Die Rai könne es sich nicht leisten, immer «mehr und noch mehr» für eine WM auszugeben, für die sich die Mannschaft Italiens selber nicht qualifiziert hat. «Es ist kein Zufall, dass auch andere öffentliche Anstalten Europas die Spiele der WM in Russland nicht übertragen werden.»