Content:

Dienstag
10.06.2003

Die italienischen Medienschaffenden haben am Dienstag gegen den nach Ansicht der Ständevertretung FNSI zunehmenden politischen Druck auf die Medien im Land gestreikt. An dem Streik beteiligten sich die Redaktionsmitglieder von Tageszeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenagenturen. TV- und Radioredaktionen werden am 18. Juni die Arbeit niederlegen. Die Regierung wies den Streik als «Protestaktion rein politischer Natur» scharf zurück.

Der Streik wurde nach dem Wechsel an der Spitze der Tageszeitung «Corriere della Sera» beschlossen. Die Demission von Chefredaktor Ferruccio De Bortoli war Gerüchten zufolge auf Druck des Kabinetts von Silvio Berlusconi erfolgt. De Bortoli, der sechs Jahre an der Spitze der renommierten Tageszeitung stand, verfolgte eine oft regierungskritische Linie. Der Streik war zunächst für Anfang Juni geplant. Er wurde aber verschoben, um die Berichterstattung kurz vor den Stichwahlen und Regionalwahlen in Friaul-Julisch-Venetien und im Aostatal am vergangenen Wochenende nicht zu beeinträchtigen, wie es hiess.

Berlusconi ist nicht nur Ministerpräsident, er besitzt auch die grösste private Fernsehgruppe sowie mehrere Tageszeitungen und Zeitschriften. Berlusconis Gruppe ist mit den Sendern Canale 5, Italia 1 und Retequattro die Nummer 1 im italienischen TV-Geschäft und hält einen Marktanteil von über 40%. Vergleiche auch: Streik beim «Corriere della Sera», Rücktritt des Chefredaktors von «Corriere della Sera»