Content:

Montag
12.09.2016

Medien / Publizistik

Papa-Moll-ein-Plagiat-Klein-Report

Im Aargau wird zurzeit der Schweizer Kinderbuchklassiker «Papa Moll» mit Stefan Kurt in der Hauptrolle verfilmt, wie der Klein Report berichtet hat.

Für Generationen von Schweizer Kindern gehörte «Papa Moll» von Edith Oppenheim genauso wie «Heidi» von Johanna Spyri und «Schellen-Ursli» von Selina Chönz und des Künstlers Alois Carigiet zu den wichtigsten Schweizer Kinderbüchern.

Doch «Papa Moll» hat anscheinend einen deutschen Vater, wie Peter Hossli im «Blick» schreibt. Denn «Papa Moll» ist dem Schwarz-Weiss-Comic «Vater und Sohn» des deutschen Zeichners Erich Ohser, der die Comics unter seinem Pseudonym E.O. Plauen schrieb, nachempfunden.

Die Figuren von «Papa Moll» und «Vater und Sohn» haben beide dicke Bäuche und kahle Köpfe. Und beide Väter straucheln sie tollpatschig durch die Abenteuer des Alltags.

«Uns haben Schweizer Besucher auf die Ähnlichkeiten aufmerksam gemacht», sagt Kunsthistorikerin und Ohser-Biografin Elke Schulze gegenüber dem «Blick». «`Vater und Sohn` sind bei `Papa Moll` wohl Pate gestanden», sagt sie. «Die Typen sind sehr ähnlich, im Charakter und in ihrer körperlichen Stilisierung.» Beide tragen Pullover, sind rundlich, gemütlich.

«Identisch aber sind sie nicht», sagt Schulze. «Vater und Sohn» ist konsequent schwarz-weiss gehalten, «Papa Moll» farbig. Der deutsche Comic kommt ohne Texte aus. «Papa Moll»-Schöpferin Oppenheim reimt zu ihren Bildern. Der sächsische Humor ist eher anarchistisch, jener aus der Schweiz fast reaktionär.

Aber, sagt Schulze: «Ein Bezug zwischen `Papa Moll` und `Vater und Sohn` ist offenkundig», was die Verwalter des «Papa Moll»-Erbes nicht erwähnen. Schulze: «Es ist bedauerlich und erstaunlich, dass die Verwandtschaft nicht benannt wird.» Es sei legitim, eine bestehende Figur weiterzuentwickeln - «mit ­einem Verweis».

Sowohl die Website über die 2001 verstorbene Autorin wie der Globi-Verlag, der «Papa Moll» seit 1995 he­rausgibt, unterschlagen die deutsche Vaterschaft. «Gemäss meinem Informationsstand ist `Papa Moll` kein Plagiat», sagt Verlagsleiterin Gisela Klinkenberg. «Die Ähnlichkeit zu `Vater und Sohn` ist rein zufällig.»

Nur: Ein Zufall liegt nicht vor. Oppenheim gestand 1991 in ­einem Interview mit dem Schweizer Comic-Experten Cuno Affolter: «Ich kannte zwar `Vater und Sohn`. Ich finde es ein ausgezeichnetes Buch.» Aber, betont sie, «es ist ein ganz anderer Vater». E. O. Plauens Papa sei auf gleicher Ebene gewesen mit dem Kind. «Das ist bei mir das Gegenteil.» Moll sei Vorbild, Erzieher, guter Vater. Er habe eine Familie, nicht nur einen Sohn.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die «Vater und Sohn»-Rechte an den Südverlag in Konstanz an der Schweizer Grenze. «Wir betrachten `Papa Moll` als Plagiat», sagt heute Ines Ende, beim Südverlag zuständig für Lizenzen. «Der zeitliche Ablauf und die Ähnlichkeit belegen es», schreibt der «Blick» abschliessend.