Der deutsch-ägyptische Schriftsteller und Politologe Hamed Abdel-Samad ist in Kairo verschwunden. Seit Sonntag gibt es kein Lebenszeichen von ihm.
Abdel-Samad berichtete für verschiedene Publikationen über Ägypten und den Islam, unter anderem für den «Blick» und die NZZ. Er ist bekannt aus der ARD-Serie «Entweder Broder - Die Deutschland-Safari», in der er mit Henryk M. Broder durch Deutschland fährt und auf Menschen mit und ohne Migrationshintergrund trifft.
Daneben veröffentlichte der studierte Politologe, der seit 1995 in Deutschland lebt, eine Autobiografie, in der er sich von der muslimischen Gesellschaft distanzierte. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Islam ist der Fokus seiner publizistischen Tätigkeit.
Im Juni sprach Abdel-Samad in Kairo über den islamischen Faschismus, der seiner Meinung nach in der Entstehungsgeschichte des Islam begründet ist. Nach diesem Vortrag erhielt er immer wieder Morddrohungen. Unter anderem wurde auf der Facebook-Seite der Muslimbruderschaft zu seiner Tötung aufgerufen.
Abdel-Samad äusserte sich in Interviews und Artikeln weiterhin offensiv gegen islamistische Dogmatiker, arbeitete an einem neuen Buch mit dem Titel «Der religiöse Fachismus» und liess sich auch von einer Reise nach Ägypten nicht abhalten.
Laut dem ägyptischen Nachrichtenportal Youm7 wurde er am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr in der Nähe eines Parks zum letzten Mal gesehen. Zuvor habe er am Telefon seinem Bruder berichtet, dass er sich von einem schwarzen Wagen verfolgt fühle.