Content:

Montag
10.07.2023

Marketing / PR

Oliver Seifried, Partner von IRF, und Yasemin Diethelm-Ersan, Senior Consultant bei IRF, haben die finanzielle Guidance von Schweizer Unternehmen analysiert…     (Bilder: IRF)

Oliver Seifried, Partner von IRF, und Yasemin Diethelm-Ersan, Senior Consultant bei IRF, haben die finanzielle Guidance von Schweizer Unternehmen analysiert… (Bilder: IRF)

Das Schweizer Beratungsunternehmen IRF für Wirtschaftsthemen führte im Mai und Juni 2023 zum achten Mal eine Studie zur finanziellen Guidance von Schweizer Unternehmen durch.

Dabei hat sich gezeigt, dass die überwiegende Mehrzahl der grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen zukunftsgerichtete Zielgrössen im Rahmen einer finanziellen Guidance in ihre Jahresberichterstattung 2022 integriert hat.

Laut der Studie von IRF sind diese «mehrheitlich kurzfristig sowie am Umsatz und der aktuellen Marktsituation orientiert», wie das Beratungsunternehmen mitteilt. Stark zugenommen hätten Aussagen zu nicht-finanziellen Prognosen und Zielsetzungen.

Als Untersuchungsgegenstand dienten jene 46 Unternehmen aus dem SMI Expanded. Dieser bildet die 50 höchstkapitalisierten Titel des Schweizer Aktienmarktes ab.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie zeigen, dass bis auf eine Ausnahme alle dem SMI Expanded angehörenden Unternehmen in ihrer Jahresberichterstattung zukunftsgerichtete Zielgrössen diskutieren.

80 Prozent der Unternehmen verwenden gleichzeitig qualitative und quantitative Zielgrössen. 91 Prozent geben eine kurzfristige Guidance von einem Jahr an und berücksichtigen dabei vor allem die aktuelle Marktsituation.

Die Nennung konkreter exogener Faktoren wie Lieferkettenprobleme oder der Ukraine-Krieg spielen dabei eine untergeordnete Rolle, wie es heisst.

Mit Prognosen und Zielsetzungen zu ökologischen und sozialen Faktoren als Standard äussern sich mehr als 90 Prozent der Unternehmen.

Angestiegen im Vergleich zur letzten Erhebung vor vier Jahren seien insbesondere Begründungen zur Entwicklung von Umsatz und nicht-finanzieller Indikatoren.

Oliver Seifried, Partner von IRF, kommentiert: «Grosse börsenkotierte Schweizer Unternehmen geben immer präzisere Prognosen zur künftigen Geschäftsentwicklung an. Das ist mit Blick auf die volatilen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen bemerkenswert. Unternehmen können mit klaren Ansagen die Erwartungen des Kapitalmarkts besser steuern. Investoren schätzen diese Bemühungen nach Transparenz und möglichst weit reichender Visibilität.»

Tendenziell würden sich für Unternehmen damit die Kapitalkosten senken. Dabei sei relevant, dass die Unternehmen ihre Prognoseinformationen über die Jahre hinweg konsistent und somit leicht vergleich- und nachvollziehbar abbilden.

Zwei von drei Unternehmen widmen der Prognose zur künftigen Geschäftsentwicklung ein eigenes Kapitel im Geschäftsbericht.

Yasemin Diethelm-Ersan, Senior Consultant bei IRF, erklärt dazu: «Wachstum war im Zuge des günstigen Kapitals der letzten Jahre einfacher zu finanzieren, sodass der Fokus der Unternehmen und auch der Investoren vermehrt auf den Umsatz gerichtet war. Zudem ist die Visibilität bei den Kosten stark gesunken und entsprechende Aussagen zum Ausblick der Profitabilität schwieriger geworden.»

Rund ein Drittel der Unternehmen wiesen Angaben zu Dividende (33 Prozent; 2019: 29), Cashflow (31 Prozent; 2019: 26) und Gewinn/Gewinn je Aktie (27 Prozent; 2019: 16) aus.

Der in den USA weit verbreitete Gewinn pro Aktie als Zielwert bleibt in der Schweiz unüblich.

Wie die diesjährige Untersuchung zeigt, gaben über 90 Prozent der Unternehmen eine kurzfristige Prognose über zwölf Monate ab. Auch der Anteil der Unternehmen, die in ihrer Jahresberichterstattung mittel- bis langfristige Prognosen mit einem Zeithorizont von zwei bis drei Jahren publizierten, nahm mit 64 Prozent (2019: 42 Prozent) deutlich zu.

Zwar veröffentlichen zwei Drittel der Unternehmen inzwischen auch mittelfristige Ziele. «Doch klafft zwischen den Erwartungen langfristig orientierter Investoren und dem Bedienen kurzfristig orientierter Angaben weiterhin eine grosse Lücke», heisst es.

Zum Standard geworden in der Jahresberichterstattung grosser kotierter Schweizer Unternehmen sind Prognosen und Zielsetzungen zu ökologischen und sozialen Faktoren. 96 Prozent der analysierten Unternehmen machten Angaben zu ökologischen Faktoren, davon mehr als die Hälfte in qualitativer und quantitativer Form.  

Der starke Anstieg in diesem Bereich widerspiegelt einerseits das wachsende Bedürfnis nach Kommunikation seitens der nachhaltig orientierten Finanzgemeinde respektive Investoren.

«Ebenso schliessen wir daraus, dass sich die grossen Firmen für die gesetzlich verankerte Pflicht zur nicht-finanziellen Berichterstattung per Geschäftsjahr 2023 bereits gut vorbereiten und konkrete, zukunftsgerichtete Ziele formuliert haben», schliesst der Bericht von IRF.