Seit Beginn der landesweiten Proteste vor gut einem Monat hat das Regime im Iran fast drei Dutzend Journalistinnen und Reporter festgenommen, wie Reporter ohne Grenzen (RSF) mitteilt.
Eine der ersten Journalistinnen, die auf das Schicksal der 22-jährigen Mahsa Jina Amini aufmerksam machte, war Nilofar Hamedi. Sie wurde auch als eine der ersten Journalistinnen ins Gefängnis geworfen. Nach Aminis gewaltsamem Tod am 16. September haben die iranischen Behörden in 14 verschiedenen Städten insgesamt 33 Medienschaffende inhaftiert. 29 sind noch immer im Gefängnis, darunter 10 Journalistinnen.
Nur in China und Myanmar sitzen derzeit mehr Medienschaffende in Haft.
«Wer derzeit im Iran auch nur unter Verdacht steht, journalistisch zu arbeiten, wird weggesperrt», sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. «Teheran geht in einem alarmierenden Tempo gegen unabhängige Medienschaffende vor, momentan sind so viele von ihnen inhaftiert wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Präsident Ebrahim Raisi und Revolutionsführer Ali Chamenei müssen einsehen, dass sie die Medien genauso wenig mit harter Hand kontrollieren können wie die Bevölkerung.»
Unter der Bedingung, anonym zu bleiben, sagte ein iranischer Journalist zu RSF: «Ich wage zu behaupten, dass es in den letzten fünf Jahren und nach mehreren Protesten noch nie einen solchen Druck seitens der Sicherheitsinstitutionen gegeben hat wie derzeit. Es gab immer grossen Druck auf die Medien und Journalistinnen und Journalisten, es gab immer Drohungen und Vorladungen, aber nicht so sehr wie heute.»
Die unabhängigen Medien im Iran stehen unter strikter Aufsicht der Behörden. Um sich zu schützen, üben deshalb viele Journalistinnen und Journalisten Selbstzensur.
Die Führung des Irans wirft dem westlichen Ausland vor, die Proteste anzuheizen. Neben dem britischen Geheimdienst und Einzelpersonen hat das Regime auch in London ansässige persischsprachige Medienhäuser wie BBC Persian und Iran International auf eine Sanktionsliste gesetzt.