2011 war die grosse Stunde von Facebook: Der arabische Frühling, der die Unrechtsregimes beenden und das Zeitalter der Demokratien einläuten wollte.
Es ist anders gekommen: Viel zu viele Despoten sind immer noch an der Macht, Krieg, Krise und Klimakatastrophe bedrängen die noch existierenden Demokratien.
Facebook, respektive das Meta-Universum, ist seitdem vom sozialen zum manchmal despotischen Mittäter-Netz mutiert: Youtube, Twitter, TikTok, Facebook und andere Dienste sind im Iran schon länger gesperrt, inklusive Blogging-Plattformen. Doch 69 Prozent der Iraner und Iranerinnen nutzten bis vor einigen Tagen noch Instagram. Der Iran hat nun auch diesen Dienst gesperrt.
Am 23. September verkündete deshalb US-Aussenminister Antony Blinken, die Internet-Freiheit zu sichern und «dem iranischen Volk» Zugang zum freien Internet zu ermöglichen. Elon Musk antwortet: «Activating Starlink.»
Die USA lockern Exportbeschränkungen, um Iranerinnen und Iranern den Zugang zu Software zu erleichtern, IT-Firmen sollen die Geschäftstätigkeit sofort im Iran ausweiten. Bisher hatten US-Sanktionen dies verhindert, nun sind die Plattformen dran, haben aber noch nicht reagiert. Schon im August hatte der US-Kongress eine Untersuchung gegen Meta eingeläutet, um herauszufinden, weshalb Mark Zuckerberg dissidente Iranerinnen zugunsten des Regimes zensiert.
Auch Twitter tut sich mit den Iran-Protesten schwer. Twitter zeigt die wichtigsten Clips der iranischen Proteste im US-Bereich nur mit einer Warnung «sensitive content», sodass die Bilder der Protestierenden erst mit einem zweiten Klick geöffnet werden können. So sind die Tweets von Golineh Atai, 1974 in Teheran geboren und für die ARD und WDR als Korrespondentin in Kairo und Moskau tätig, nur mit Warnung und Doppelklick einzusehen.
Golineh Atai hat erst vor einem Jahr das Buch «Iran – die Freiheit ist weiblich» geschrieben. Ein Buch, das erst jetzt von den deutschen Rezensenten gebührend gewürdigt wird.
Der Klein Report stellt einmal mehr fest, wie sehr Plattformen Politik betreiben und wie wenig dies Thema der Medien ist, obwohl dies zu den wichtigsten Entwicklungen der Zeitgeschichte gehört.