Die Schweizer Medien haben sich nach Einschätzung von Experten um eine kritische Begleitung des Irak-Konflikts bemüht. Auch sie konnten sich aber nicht vollständig der US-Propaganda entziehen. Nach Ansicht von Heinz Bonfadelli, Professor am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich (IPMZ), wurden die Zeitungen und das Fernsehen in der Schweiz - wie viele andere - Opfer der Medienkampagne der Bush-Administration. Immerhin hätten sich die meisten Schweizer Medien darum bemüht, auch eine andere Sicht der Dinge zu präsentieren - sei es durch Gespräche mit Experten, durch das Aufspüren von Zeugen in der Bevölkerung oder durch die Berichterstattung über die Anti-Kriegs-Demonstrationen.
Derselben Meinung ist Daniel Cornu, Direktor des Westschweizer Ausbildungszentrums für Journalisten (CRFJ). Die Schweizer Leser - und auch jene in anderen europäischen Ländern - hätten nie zuvor derart viele verschiedene Blickwinkel zu einem Krieg präsentiert bekommen. So hätten die Journalisten die amerikanischen Argumente zur Rechtfertigung des Kriegs immer wieder eingeordnet und kommentiert - von den angeblichen Massenvernichtungswaffen über die vermuteten Verbindungen zum Terror-Netzwerk El Kaida bis hin zur Installierung einer Demokratie in dem Gebiet.
Die Schweizer Medien hätten zudem vermehrt auf eine genaue Quellenwiedergabe geachtet, sagte Cornu. Manche Zeitungen hätten sogar ganze Spezialseiten zur Rolle der Medien im Krieg geliefert und damit die Schwierigkeiten der Kriegsberichterstattung verdeutlicht.
Freitag
04.07.2003