Obwohl US-Präsident George W. Bush die ausländischen Journalisten in Irak aufgefordert hatte, das Land vor einem amerikanischen Angriff zu verlassen, ist eine grosse Zahl der Berichterstatter in Bagdad geblieben. Damit ist die erklärte Strategie der US-Regierung, mit in die US-Truppen «eingebetteten» Reportern die Berichterstattung zu steuern, nicht ganz aufgegangen. Die in Bagdad verbliebenen Journalisten ringen mit technischen Schwierigkeiten und den Behörden. Auf der Seite des irakischen Staates ist ein Informationsministerium für die Journalisten zuständig. Dort werden Pressekonferenzen organisiert. Und nur dort dürfen die Übertragungsanlagen für Fernsehbilder und Textberichte genutzt werden.
Die ausländischen Journalisten sind auf drei Hotels in der Stadt verteilt. Beliebt ist das Hotel «Palestine», das auf der dem Regierungsviertel gegenüberliegenden Seite des Tigris steht. Begleiter des Ministeriums sind für eine Kontrolle der Reporter zuständig, wenn sie sich ausserhalb des Hotels bewegen wollen. Lange Zeit konnten sich die Journalisten mit dem «Aufpasser» relativ frei in der Stadt bewegen. Seit der Krieg begonnen hat, sind Recherchen nach offizieller Massgabe nur noch in organisierten Gruppen möglich. Doch existieren Freiräume, um authentische Eindrücke vom Leben und dem Geschehen zu bekommen.
Unter den Journalisten in Bagdad befindet sich ZDF-Korrespondent Ulrich Tilgner, der auch für SF DRS berichtet. Ein Abzug aus Irak sei für ihn nicht in Frage gekommen, sagt der Journalist, der schon seit langem aus der Region berichtet: «Ich hätte es als Einknicken in meinem Beruf empfunden.» Tilgner bezeichnet es als ärgerlich, wenn Berichte aus Bagdad mit besonderer Vorsicht genossen werden. «Ich lass mich hier in keiner Weise unter Druck setzen», sagt er.
Freitag
21.03.2003