Verleger Michael Ringier hat sich in zwei Sonntagszeitungen über die Zukunft seines Verlages an der Zürcher Dufourstrasse geäussert. Hanspeter Bürgin von der «SonntagsZeitung» und Christof Moser sowie Patrik Müller vom «Sonntag» befragten den Chef zu Themen wie die Nachfolge oder über den Joint Venture mit dem Axel-Springer-Konzern. Bürgin fragte nach: «Ein Verkauf steht - allen Gerüchten zum Trotz - nicht zur Diskussion?» Und Michael Ringier antwortete: «Nein. Wir wollen in die nächste Generation gehen. Deshalb wird der Sohn meiner Schwester nächstes Jahr in den Verwaltungsrat nachrücken. Er arbeitet zurzeit in Mexiko für eine Pharmafirma.»
Bürgin doppelt nach: Es ist also denkbar, dass er einst Ihre Nachfolge antritt? Michael Ringier antwortet: «Als Aktionär, nicht aber als CEO. Das haben wir ausgeschlossen. Die Firma soll von einem Externen geführt werden. Mein Vater war ja in erster Linie auch Aktionär.» Der «Sonntag»-Chefredaktor Patrik Müller wollte noch mehr wissen und fragte: «Aber Ringier bleibt in Familienbesitz?» Und der Verleger von der Dufourstrasse antwortet: «Das ist unser Ziel, aber kein Dogma. Ob eine Firma in Familienbesitz bleibt, kann niemand sagen. Nicht einmal Rupert Murdoch weiss das.»
Der «Sonntag» fragte weiter nach und insistierte: «Täuscht der Eindruck oder ist der «Blick» in den letzten ein, zwei Jahren wirtschaftsfreundlicher geworden?» Michel Ringier: «Das sehen die Bankiers anders (lacht). Was sicher nicht mehr stattfindet, ist der `Schlötterlig`-Journalismus. Den habe ich immer schon gehasst. Er macht die Glaubwürdigkeit kaputt. Vielleicht ist beim `Blick` der Ton entspannter geworden. Und, ja, wir funktionieren nicht nach der Mörgeli-Methode: Jede Woche jemanden zur Sau machen. Dafür gibts Internet-Blogs. Ich glaube auch nicht, dass ein solcher Kurs wirtschaftlich erfolgreich wäre. Die `Weltwoche` zumindest ist nicht gerade voller Anzeigen.»
Hanspeter Bürgin von der «SonntagsZeitung» meinte zum Verleger Michael Ringier: «Ringier-Mitarbeiter befürchten, die Publizistik werde immer unwichtiger.» Und der Ringier-Chef konterte: «Nicht alle Investitionen sind planbar. Ticketcorner war so eine Möglichkeit. Trotzdem denken wir auch über Neulancierungen im Medienbereich nach. Wenn man im Kerngeschäft nicht innovativ bleibt, verliert man auf die Länge. Wenn es eine sinnvolle Investition bei den Medien gibt, werden wir sehr schnell zugreifen.»
Sonntag
11.04.2010



