Internet-Benützer sehen zwar etwas weniger fern, aber sie lesen wegen des weltweiten Netzes nicht weniger Zeitungen. Für die politische Information spielt das Internet laut einem Bericht zur Informationsgesellschaft erst eine kleine Rolle. Die Frage, ob neue Medien die traditionellen verdrängen, treibt Kommunikationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler seit je zu Kontroversen an. Für die Schweiz kommen die Zürcher Forscher Heinz Bonfadelli und Mirko Marr zum Schluss, dass das Internet die Produkte aus Papier und Druckerschwärze nicht zurückdrängt. Jene, die das Internet nutzen, haben zwar einen etwas geringeren Konsum «vorab des Fernsehens». Beim Verhältnis zwischen Internet-und Zeitungskonsum zeigen sich zwischen Internet-Nutzenden und -Nichtnutzenden «keine direkten Unterschiede», schreiben Bonfadelli und Marr im Bericht «Informationsgesellschaft Schweiz».
Den typischen Internet-Benutzenden in der Schweiz charakterisieren die Forscher als männlich, jung, gebildet und gut verdienend. Seit einigen Jahren nutzen laut Bonfadelli und Marr zunehmend auch Frauen sowie ältere und weniger gebildete Personen das Internet. Gleichwohl hätten sich die soziale Zugangskluft und die Nutzungskluft nicht geschlossen: «Der Vorsprung der Informationselite hat sich sogar vergrössert», schreiben sie. Nicht alle Benützerinnen und Benützer schöpfen die Möglichkeiten des jungen Mediums in gleicher Weise aus. Personen mit hohem Bildungsstand bevorzugen die aktive und gezielte Informationssuche und die Servicefunktionen. Personen mit tieferem Bildungsstand und jüngere Menschen schätzen es vorab als Unterhaltungsmedium. Für Bonfadelli und Marr deuten die Ergebnisse «nicht auf eine Konkurrenz mit traditionellen Medien bezüglich der aktiven Suche nach politischer Information hin». Die Resultate wiesen eher einen ergänzenden Zusammenhang aus: Wer sich im Internet über Politik informiert, blättert auch in Zeitungen oder stellt das Radio an.
Dienstag
15.10.2002