Content:

Samstag
11.01.2020

TV / Radio

Das «Echo der Zeit» gehört zu den beliebtesten Schweizer Podcasts, obwohl die Nachrichtensendung dem digitalen Format kaum entspricht. «Echo der Zeit» ist gar kein echter Podcast, sondern eine Audiodatei, die im Netz heruntergeladen werden kann.

Damit ist eigentlich schon fast alles über die Schweizer Podcast-Szene gesagt, die von den öffentlich-rechtlichen Medien und den grossen Verlagen dominiert und vorwiegend als Speichermedium zum Herunterladen satt zum Experimentieren mit neuen Formaten benutzt wird.

Es fehlen echte Podcasts, deren Episoden mit dem Code im Hintergrund Gedanken, Gespräche, die Welt wieder und wieder neu erfinden. Der Hashtag «#NoRadioShow» stellt bis heute eine Rarität in der Swiss Scene der Podcasterinnen und Podcaster dar; die letzte Folge stammt aber schon aus dem November 2017.

Ähnliche Formate werden im schweizerischen Mediendiskurs wenig geboten und wer «Top Podcasts in der Schweiz» aufruft, kriegt vorwiegend Audiodateien von alten und uralt-Medien angeboten. Dabei ginge es auch anders.

Podcasts sind trendy und bieten so viel mehr als einfach klassisches Radiomachen. In den USA erfüllen Podcasts die Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien. Zwar sind die beliebtesten Podcasts in den USA «Real Crime»-Geschichten, doch diese sind meist eingebettet in politische wie rechtliche Narrative mit hohem Informationsgehalt.

In Deutschland steht punkto Information zu Rechtsstaat, gesellschaftlicher Entwicklung und Demokratie der Podcast «Zeit Verbrechen» an vorderster Stelle. Hier analysieren Sabine Rückert aus der «Zeit»-Chefredaktion und Andreas Sentker, Leiter des Wissensressorts der «Zeit», Kriminalfälle der Vergangenheit und Gegenwart.

Episoden zur «Kölner Silvesternacht», zum Terroranschlag «Tod auf dem Weihnachtsmarkt» und zum erschütternden «Das Kind im Kühlschrank» erzählen von Deutschland und seiner Politik auf derart präzise Art und Weise, dass einem beim Zuhören der Atem stockt.

Ansonsten sieht es in Deutschland bei den Podcasts ähnlich bitter aus wie in der Schweiz. Die meisten stammen von den analogen Medien, werden von Männern geleitet und bedienen Rezepte wie «Faking Hitler». Dies nach dem klassischen medialen Uralt-Rezept, dass Sex ebenso «sells» wie Hitler.

Wer sich mal mit Podcasts versuchen will, der habe beim Podcast Club Switzerland die Möglichkeit, für einen Franken die Minute das kommunale Studio zu mieten. Dazu kommt noch die Reservation für halbstündige oder stündige Sitzungen zu 30 oder 60 Franken.