Kritische Artikel im Internet und seine Mitgliedschaft in der verbotenen Demokratischen Partei Chinas sind dem bekannten chinesischen Bürgerrechtler He Depu zum Verhängnis geworden. Am Donnerstag ist er zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dem langjährigen Dissidenten war auch ein offener Brief an US-Präsident George W. Bush mit der Aufforderung, sich für Menschenrechte in China einzusetzen, zur Last gelegt worden. Derzeit sitzen etwa 40 Internet-Aktivisten in Haft, die zu bis zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden sind. In einem Appell forderten 552 Unterzeichner die Freilassung der Aktivisten und mehr Freiheit im Internet Chinas. Nur ein oder zwei Artikel brächten schon eine Anklage wegen staatsgefährdender Aktivitäten.
Als «Maus aus rostfreiem Stahl» ist Liu Di im Internet bekannt. Ihre Texte sind hingegen so weich und vieldeutig, dass unklar ist, warum Chinas Staatssicherheitsdienst meinte, die junge Pekinger Psychologiestudentin unbedingt in Haft nehmen zu müssen. An diesem Freitag ist es genau ein Jahr her, dass die heute 23-Jährige ihre Freiheit verlor. Anklage wurde nicht erhoben. Die Polizei präsentierte so wenig Beweise für den Verdacht einer «Untergrabung der Staatsgewalt», dass sich der sonst nicht zimperliche Staatsanwalt ausser Stande sieht, die Studentin vor Gericht aburteilen zu lassen. Doch Liu Di wird weiterhin in Haft gehalten.
Donnerstag
06.11.2003