Die fünf Juroren der 18. Internationalen Kurzfilmtage Winterthur schauen auf eine kurzfilmintensive Woche zurück: 37 Filme aus 27 Ländern galt es alleine im Internationalen Wettbewerb zu visionieren und bewerten.
Daraus ernannte die Jury bestehend aus Jonathan Pouthier, Michael Sennhauser, Joke Ballintijn, Yael Bartana und Monia Chokri den Kurzspielfilm «A Million Miles Away» von der Amerikanerin Jennifer Reeder zum Gewinner des Hauptpreises.
Reeder, die noch vor einem Jahr selbst in der Jury der Kurzfilmtage sass, überzeugte ihre diesjährigen «Kollegen» insbesondere mit der erzählenden Struktur ihres Films: Durch Musik, Referenzen auf Popkultur und dem überraschenden Rollentausch von Generationen verbinde der Film gesunde Aggressivität mit Empathie und zelebriere weibliche Stärke.
Den Förderpreis (10 000 Franken, Sulzer-Stiftung Winterthur) vergab die Jury an «Kuhani» von Ntare Guma Mbaho Mwine. Der 47-jährige ugandisch-amerikanische Doppelbürger beeindruckte die Jury mit seiner Geschichte über einen homosexuellen Priester in Uganda - erzählt in Bildern, die Homophobie, Vorurteile und Menschenrechtsverletzungen unbefangen thematisieren und zugleich überraschen und schockieren.
Den Preis für den besten Schweizer Film in der Höhe von 10 000 Franken (suissimage/SSA) vergab die Jury an «Tišina mujo» der in Belgien wohnhaften Genferin Ursula Meier. Die 43-Jährige war 2001 das letzte Mal erfolgreich in Winterthur.
Mit ihrem Film «Tous à table» erhielt sie damals den Förderpreis. «Wir reden seit geraumer Zeit davon, dass Kurzfilme für Filmemacher auch in der Schweiz nicht länger nur eine Visitenkarte für Langfilme sind. Meiers Karriere bestätigt dies: Seit 2001 wurde sie mit Langfilmen zwei Mal mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet und für `Sister` wurde ihr der Silberne Bär der Berlinale verliehen», freut sich John Canciani, Künstlerischer Leiter der Kurzfilmtage, über die Wahl der Jury. Diese lobt «Tišina mujo» als ein bewegendes Beispiel dafür, wie viel ein Kurzfilm erreichen kann.
Meiers Werk schlage eine Brücke über den Graben zwischen privatem und kollektivem Schmerz, Verlust und Erinnerung und arbeite die traurige Geschichte eines ganzen Landes auf intime Art und Weise auf. Eine lobende Erwähnung erhielt zudem die in Winterthur wohnhafte Thurgauerin Olga Titus für ihren Experimentalfilm «o my».
Der Schweizer Kamerapreis, dotiert mit 11 500 Franken (Sachpreis, Nikon AG), geht an den Basler Aurelio Buchwalder für seine Arbeit im Film «Wandelzeit - Eine Gletscherperformance» des Winterthurer Filmemachers Jan-Eric Mack.
Buchwalder überzeugte die Jury mit der «grossartigen Verwendung von Close-ups und Weitwinkeleinstellungen, Licht und Dunkelheit im gleichen Bild und der wunderbaren Art, Menschen, Landschaften, Eis und Wasser in eine cineastische Erfahrung zu verwandeln».
Aus den 37 Filmen im Internationalen Wettbewerb und 19 Filmen im Schweizer Wettbewerb kam «Abseits der Autobahn» von Rhona Mühlebach am besten beim Publikum an: Die Kurz-Fiktion der im Kanton Thurgau wohnhaften St. Gallerin wird mit dem auf 10 000 Franken dotierten Publikumspreis (Zürcher Kantonalbank) ausgezeichnet.
«Abseits der Autobahn» ist das Erstlingswerk der erst 24-Jährigen - mit dem Publikumspreis der Kurzfilmtage knüpft sie an ihre Erfolge am Festival del Film Locarno im vergangenen Sommer an.
Die Kurzfilmtage zählten gemäss Veranstaltern 17 000 Eintritte.