Die Aussichten für die schwer von der Pandemie getroffene Konzertbranche sind weiterhin bescheiden.
«Der Festival-Sommer ist definitiv in Gefahr», sagt CTS-Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg im Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»: «Wir müssen bis Ende Februar beziehungsweise Anfang März entscheiden, ob unsere Festivals stattfinden können.»
Die Expertise als Ticketing-Dienstleister will das Unternehmen deshalb auf einem anderen Gebiet nutzen. «Uns war schnell klar, dass unsere Ticketing-Software mit bestimmten Anpassungen zur Vergabe der Impftermine eingesetzt werden kann», lässt Eventim über die Medien mitteilen.
Bereits im November habe man allen Gesundheitsministerien in den Ländern und auch dem Bund die Software angeboten. Bis jetzt hat nur Schleswig-Holstein positiv reagiert. Dort werden bereits auch zwei Callcenter von Eventim für die telefonische Terminvergabe zum Impfen genutzt.
Im Moment sei die Auslastung bei den Anmeldestellen noch gering. Aber: «Wenn sich erst einmal die gesamte Bevölkerung impfen lassen kann, werden wir ganz andere Lastspitzen auf den Webseiten sehen», ist der Ticketing-Marktleader überzeugt.
Eventim sei diese gewohnt: «Beim Start des Vorverkaufs für eine Rammstein- oder Rolling-Stones-Tour haben wir weit mehr als eine Million Zugriffe in der Minute.» Beim Ansturm rund um Rammstein-Touren 2018 waren mehr als 800’000 Karten in wenigen Stunden verkauft.
Aktuell führt Eventim Gespräche auch in der Schweiz sowie in Italien und Brasilien für die Nutzung ihrer Systeme sowie einen Einsatz ihrer Software im Rahmen der Impfkampagnen. In Österreich wird das System bereits genutzt.
Beim Angebot würden finanzielle Überlegungen eine untergeordnete Rolle spielen. Für Eventim sei es wichtiger, bestmögliche Voraussetzungen für die Impfungen zu organisieren. «Je schneller die Bevölkerung durchgeimpft ist, desto schneller können Veranstaltungen wieder stattfinden.»
Auch in den USA will die Konzertbranche die Impfkampagne unterstützen. In einem Brief an Präsident Joe Biden bot Live Nation als der grösste Veranstalter der Welt an, sich um Organisation und Aufbau von Impfzentren zu kümmern. Clubs und Hallen seien gut erreichbar, und die Branche kenne sich mit dem Managen grosser Menschenansammlungen bestens aus.
Dass eine Impfung in Zukunft für den Konzertbesuch nötig ist, können sich die Veranstalter grundsätzlich vorstellen. Gegenüber der «Wirtschaftswoche» erklärte Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg: «Wenn es genug Impfstoff gibt und jeder sich impfen lassen kann, dann sollten privatwirtschaftliche Veranstalter auch die Möglichkeit haben, eine Impfung zur Zugangsvoraussetzung für Veranstaltungen zu machen.»
Eventim habe seine Systeme bereits so eingerichtet, dass sie auch Impfausweise lesen könnten.
CTS Eventim ist von Bremen aus international tätig. 1989 unter dem Namen CTS Computer Ticket Service gegründet, entwickelte sich das Unternehmen nach der Übernahme durch Klaus-Peter Schulenberg in den Bereichen Ticketing und Live-Entertainment weiter.
In der Schweiz ist Eventim zusammen mit Ringier zu je 50 Prozent an Ticketcorner beteiligt.
