Nachdem sehr viel über ihn geredet und geschrieben wurde, hat Geri Müller am Dienstag eine Medienoffensive gestartet.
Am Dienstagmorgen hielt er eine Pressekonferenz in Zürich ab, an der er seine Version der Ereignisse um seine Chat-Beziehung und «Nackt-Selfies» schilderte, am Dienstagabend tritt er in der Diskussionssendung «Club» auf.
Der Nationalrat und Stadtammann von Baden diskutiert in der Sendung des Schweizer Fernsehens SRF mit Patrik Müller, Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag», der den Fall am Sonntag publik gemacht hat. Dazu wird seine Psyche von Psychonanalytiker Mario Gmür durchleuchtet, ebenfalls zum Gespräch geladen sind «SonntagsBlick»-Chefredaktorin Christine Maier und der ehemalige Presseratsmann und Jurist Peter Studer.
Ausgerechnet Peter Studer, findet der Klein Report. Der ehemalige Präsident des Schweizer Presserates wurde für das Onlineportal von SRF bereits zu der Sache befragt und bezeichnete diese als Fall von «hohem öffentlichen Interesse». Das SRF leitete das Interview bereits mit einer seltsam anmutenden Feststellung ein «Noch gilt die Unschuldsvermutung für Nationalrat Geri Müller», da fragt sich der Klein Report doch angesichts dessen, dass gar kein Verfahren gegen den Politiker eröffnet wurde: Wie lange gilt diese Unschuldsvermutung?
«Patrik Müller hat das Fairnessgebot eingehalten und Geri Müller die Gelegenheit offeriert, sich zu den Indizien zu äussern (der Politiker verzichtete)», verteidigte Studer am Montag den Artikel Patrik Müllers. Mehrere Medienrechtler äusserten gegenüber dem Klein Report am Dienstag Bedenken über Studers doch eher voreilige Aussagen.
In der «Schweiz am Sonntag» wird beschrieben, dass Geri Müller vor dem Stadthaus Baden mit den Vorwürfen konfrontiert worden sei, dort habe er perplex reagiert. Schliesslich erhielt die Zeitung aus ungenannter Quelle eine «Erklärungsversion» von Geri Müller. Wonach dieser die Polizei aus Sorge um die psychische Gesundheit der Frau gerufen habe.
Auf diese Tatsache hätte der Artikel mehr eingehen müssen. Doch der lange Text widmet sich zum grössten Teil den Aussagen der Frau.
«Die Geschichte basiert auf belegten Behauptungen, nicht bloss auf Gerüchten», fand Peter Studer gegenüber SRF Online. Belegt sind aber bloss die Behauptungen rund um die Fotos und Textnachrichten des Politikers, die happigen Vorwürfe des Amtsmissbrauchs ergeben sich bloss aus Aussagen der zitierten Frau.
Geri Müller muss sich am Dienstagabend im «Club» vor zwei Männern rechtfertigen, die ihn bereits vorverurteilt haben, und auch der «Blick» ist bisher nicht gerade zimperlich mit dem grünen Politiker umgegangen.
Patrik Müller erklärte am späteren Dienstagabend seine Geschichte auf allen Wanner-Kanälen und redete sich in Teilen um Kopf und Kragen. Chefredaktor Markus Gilli fragte gewohnt korrekt und schnell nach und zeigte Widersprüche auf. Bereits nach der Geri-Müller-Pressekonferenz gab Patrik Müller selber Interviews. Worüber, fragt sich der Klein Report?
Dass das Schweizer Fernsehen Geri Müller gerade mit diesen Gesprächsgästen paart, erscheint dem Klein Report nicht opportun. Mit seiner Pressekonferenz wird der Politiker am Mittwoch in allen grossen Zeitungen sein, diese Zeit sollte ihm als Plattform gelassen werden, nachdem zwei Tage lang Vorwürfe über ihn verbreitet worden sind. Erst dann kann die Diskussion losgehen, welche das SRF etwas salopp formuliert: «Wer ist der `Grüsel` - Müller oder die Medien?»