Content:

Samstag
06.02.2010

Martin Zimper ist Niederösterreicher, Fachbereichsleiter für audiovisuelle Medien (CAST) an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und vielleicht schon bald Superdirektor der SRG Deutschschweiz. Bis zum Anmeldeschluss vom zwölften Februar wird sich der erfahrene Medienprofi bei der SRG für diesen neu geschaffenen Posten bewerben. Der 47-jährige Tausendsassa hat Publizistik und Marketing studiert und war Gründungsmitglied des Privatsenders Radio Energy in Wien. Zimper, der zur Zeit gerade in Wien weilt, hat am Telefon mit dem Klein Report über seinen möglichen Schritt in die Schweizer Medienwelt diskutiert.

Klein Report: Herr Zimper, gefällt es Ihnen nicht mehr an der Zürcher Hochschule der Künste?
Martin Zimper: Im Gegenteil! Es gefällt mir bestens in meinem jetzigen Job. Doch manchmal im Leben gibt es Situationen, die man einfach packen muss. Meine Bewerbung bei der SRG hat also nichts mit Unzufriedenheit mit meiner jetzigen Situation zu tun. Vielmehr finde ich die Zusammenführung von Schweizer Radio DRS, Schweizer Fernsehen und den Online-Redaktionen in eine gemeinsame öffentlich-rechtliche Struktur ein hoch spannendes Projekt.

Klein Report: Inwiefern macht diese Zusammenführung für Sie Sinn?
Martin Zimper: Die SRG ist da konzeptionell weiter als alle anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten im deutschsprachigen Raum. Es geht darum, die Schweizer Broadcast-Medien, ihre Formate und ihre Stars in die neue digitale Online-Medienwelt hinüberzuretten und die Angebote zu koordinieren. Neben den klassischen linearen Medien Radio und TV geht es um die Etablierung eines non-linearen und interaktiven Broadcast-Angebots mit Schweizer Content aus der bekannten Markenwelt der SRG.

Klein Report: Und Sie sind der richtige Mann dafür?
Martin Zimper: Ich weiss, wie Radio und Fernsehen funktioniert und war bereits Programmchef und Geschäftsführer bei grossen Medienprojekten. Zudem habe ich in den letzten drei Jahren fast nur Onlineprojekte gemacht. Ich bin mit 47 ein Digital Immigrant, weiss aber, wie die Digital Natives ticken, also Personen, die mit digitalen Technologien wie Computer, Internet und Handys aufgewachsen sind.

Klein Report: Ist diese Konvergenz-Geschichte nicht einfach eine grosse Sparveranstaltung?
Martin Zimper: Es ist wichtig zu wissen, wo und was man nicht einsparen sollte. Denn es geht nicht primär darum, Geld einzusparen. Hier hat die SRG ihre Hausaufgaben bereits erledigt. In meinen Augen steht es im Zentrum, mit der Konvergenzstrategie Marktanteile dazuzugewinnen und die Produktivität der SRG zu steigern. Heute hat die SRG über den Tag gerechnet 34 Prozent Personenmarktanteil im Fernsehmarkt. Dies gilt es zu halten, ja sogar leicht auszubauen.

Klein Report: Braucht die SRG auch in Zukunft so viel staatliche Gelder wie heute?
Martin Zimper: Ich finde das Wort Staatsgelder falsch in diesem Zusammenhang. Jedem Schweizer, der daheim ein Fernseh- oder Radiogerät hat und Gebührengeld zahlt, sollen qualitätsvolle Inhalte im News- und im Fiction-Bereich geboten werden, das gehört zum Service publique. Es wäre mir wichtig, dass die SRG mit dem zahlenden Publikum direkt ins Gespräch auf Augenhöhe kommt, etwa im Rahmen eines eigenen Social Networks. Die Debatte um die obligatorischen Gebührenzahlungen ist aber eine politische Angelegenheit, zu der ich keine Stellung nehmen möchte. Ich bin Programmmacher, kein Medienpolitiker.

Klein Report: Was würden Sie im Amt als Superdirektor als erstes anpacken?
Martin Zimper: In den ersten 100 Tagen würde ich vor allem ins Unternehmen reinhören und die Mitarbeiter kennenlernen - nicht nur die leitenden. Ich wäre sicherlich nicht derjenige, der in den ersten fünf Wochen alles auf den Kopf stellen würde, das geht beim Fernsehen gar nicht. Mittelfristig wird es dann aber wichtig sein, die neuen Organisationsstrukturen der SRG mit praktischem Leben zu füllen und dementsprechende Entscheidungen im Programm zu treffen. Vielleicht ist es ganz gut, wenn das jemand macht, der bisher nicht der inneren Struktur der SRG angehört hat.

Klein Report: Ueli Haldimann dürfte bei der Bewerbung ums Superdirektorium einer Ihrer Konkurrenten sein. Was unterscheidet Sie von diesem alten SRG-Hasen?
Martin Zimper: Ich sehe meine Bewerbung nicht als Aktion gegen jemanden. Viel mehr sehe ich mich als Bewerber, der für diesen Posten nach sachlichen Kriterien in Frage kommt. Für mich wäre es bereits ein schöner Erfolg, auf die Shortliste der fünf besten Kandidaten zu kommen, die bis Ende April dem Verwaltungsrat präsentiert werden wird.

Klein Report: Und zum Abschluss brauchen wir noch einen Tipp von Ihnen: Was würden Sie als SRG-Superdirektor zum angeschlagenen Verhältnis der Schweiz zu ihren deutschen Nachbarn beitragen?
Martin Zimper: Ohlala..., da würde ich unter dem Titel «Bern-Berlin» oder «Zürich-Hamburg» ein crossmediales Programm zusammenstellen, eingebettet in eine Samstaghauptabendshow, koproduziert mit deutschen öffentlich-rechtlichen Partnern.