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Samstag
15.08.2009

Einen Tag im Leben eines Gefangenen in einem russischen Gefängnis für Lebenslängliche zeigt der an der Filmkritikerwoche in Locarno aufgeführte bemerkenswerte Dokumentarfilm «17. August». Fast nur die Einzelzelle des Verurteilten ist da in schwarzweissen Bildern zu sehen. Man erfährt wenig über den Delinquenten (drei Morde), wird Zeuge eines monotonen Tagesablaufs, der Selbstgespräche des Häftlings und seiner Gebete zu einer Jesus-Ikone.

Mehr erfährt man vom Filmer Alexander Gutman. Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner hatte Gelegenheit, mit ihm zu sprechen und erfuhr, dass der Regisseur bereits seinen dritten Film in diesem Gefängnis gedreht und dieses Kapitel nun endgültig abschlossen hat. «Das hat zu viel Kraft gekostet und mich emotionell zu sehr belastet», gestand Gutman.

Ob seine Beobachtungen eines Lebenslänglichen je ins russische Fernsehen kommen, weiss er nicht. «Ins Kino sicher nicht, denn bei uns werden Dokumentarfilme nicht im Kino gezeigt.» Für wen sind denn seine Filme gedacht? «Ich mache Filme für mich selber und eventuell für meine Studenten.» Eine ehrliche Antwort eines Filmers, der seit bald 50 Jahren Menschen und Verhältnisse dokumentiert, seine russischen Pappenheimer, sprich Regierung, kennt und als Filmprofessor an der Universität in St. Petersburg lehrt.