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Dienstag
08.06.2010

Die Schweizer Sektion von IAA (International Advertising Association) hat am Montagabend zur Talkrunde ins Zürcher Restaurant Metropol geladen, um den CEOs von NZZ, Tamedia und dem Präsident von Axel Springer International eine Plattform zu bieten über ihre Strategien vor allem im Online-Geschäft zu referieren. Kaspar Loeb, ebenfalls CEO und zwar der Werbeagentur Saatchi & Saatchi Schweiz, befragte die drei «Medienbarone», Ralph Büchi von Axel Springer, Martin Kall von der Tamedia AG sowie Albert P. Stäheli von der NZZ-Gruppe und sorgte mit sarkastisch-kritischen Fragen für eine aufgeräumte Stimmung.

Loeb wies auf die unterschiedlichen Reaktionen zum Tauschhandel zwischen NZZ und Tamedia in Sachen Zürcher Landblätter hin und setzte ein Fragezeichen, wer von diesem Deal am meisten profitiert habe. Zu Beginn der Gesprächsrunde bekamen die drei CEOs Zeit zu einem Kurzreferat, um die Strategien der Medienkonzerne vorzutragen. Ralph Büchi erklärte, dass Axel Springer strategisch auf drei Säulen setze: Marktführerschaft im deutschen Sprachraum, Internationalität und Digitalisierung.

Albert P. Stäheli sprach von der kritischen wirtschaftlichen Situation an der Zürcher Falkenstrasse. Von aussen habe man ja bereits einiges erkennen können; doch dann intern «war alles noch viel schlimmer». Über Nacht habe man die Sparmassnahmen beschlossen und umgesetzt. Der Anzeigenumsatzverlust 2009 betrug 50 Millionen Franken. Stäheli verteidigte vehement den Tauschhandel mit der Tamedia. Wenn man die Zürcher Mediensituation rational und kühl betrachtet habe, sei keine andere Lösung möglich gewesen, die beiden Seiten etwas bringt. «Wir hatten ja Minderheitsbeteiligungen bei den Landblättern und haben nie einen Franken verdient, nur immer investiert.»

Martin Kall von der Tamedia kam unter anderem auf den Zusammenbruch des Stellenmarktes zu sprechen. Er schilderte die komfortable Situation in den 80er Jahren, wo im «Tages Anzeiger» mehr als 10 000 Seiten Stelleninserate pro Jahr publiziert wurden. Inzwischen seien es weniger als 2000 Seiten; trotzdem habe man das Geld gehabt um sich in der Westschweiz bei der Edipresse SA zu beteiligen. Und im Bereich Online seien über 100 Millionen Franken Umsatz generiert worden. Anhand der Zahlen zeigte er auf, dass das Medienunternehmen Tamedia den EBIT seit den 80er Jahren immer steigern konnte: von 28 Millionen auf 52 Millionen (in den 90er Jahren) bis auf heute über 100 Millionen Franken.