Das chinesische Internetportal von Yahoo! ist von der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) scharf angegriffen worden: Durch eine Vereinbarung zur «Selbstdisziplin» mache sich Yahoo! zum Agenten der chinesischen Strafverfolgung. In der Vereinbarung heisst es, dass das Portal freiwillig die Verbreitung von Informationen verhindere, die Chinas Führung als schädlich oder staatsgefährdend einstufe. Dadurch riskiere Yahoo! «Komplizenschaft» bei der Verletzung von Menschenrechten, warnte Human Rights Watch am Samstag. «Yahoo! wandelt sich vom Tor für Information zum Torwächter», sagte Kenneth Roth, HRW-Exekutivdirektor. Wenn Yahoo! eine Vereinbarung zur «Selbstdisziplin der chinesischen Internet-Industrie» umsetze, mache sich das Internetportal zum «Agenten der chinesischen Strafverfolgung». In der Zusage verpflichtet sich Yahoo!, freiwillig Webseiten zu prüfen, zu denen sie Verbindungen herstellen, vermeintlich heikle Informationen zu blockieren und verdächtige Webseiten der chinesischen Regierung zu melden. Mehrere Dissidenten wurden zu Haftstrafen verurteilt, weil sie sogenannte Informationen, «die die staatliche Sicherheit gefährden oder die soziale Stabilität störten», ins Internet gestellt hatten. Die öffentliche Verpflichtung wurde im Frühjahr durch die Internetgesellschaft Chinas gestartet, die dem Ministerium für Informationsindustrie untersteht. Mehrere hundert Mitglieder, darunter chinesische Universitäten, Firmen und Regierungsbehörden, haben sie nach Angaben von HRW seither unterzeichnet.
Sonntag
11.08.2002