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Montag
12.12.2011

Hugo Bigi hat am 1. Dezember die Doktorwürde der Universität von Leicester für seine Arbeit zum Thema «Disciplined and Employable: Swiss Journalists, Off-The-Job Training and Journalism Practice» erhalten. Die letzte Prüfung, die mündliche Verteidigung der Thesis, hatte er im November erfolgreich bestanden. Bigi wird Auszüge der Forschungsarbeit in wissenschaftlichen Fachjournalen und in Buchform publizieren. Einen Teil will er auch ins Deutsche übersetzen und im deutschsprachigen Raum veröffentlichen.

Bigi befasste sich in seiner Arbeit mit der Frage, was heute eine Journalismusausbildung in einem Berufsfeld bringe, das sehr stark von ökonomischen und technischen Abhängigkeiten geprägt sei. «Es gibt weltweit wenig empirisch erhärtete Daten zum Thema Journalismusausbildung und deren Einfluss auf die journalistische Berufspraxis», sagte Bigi am Sonntag gegenüber dem Klein Report. «Ob und wie sich die berufsbegleitende Journalistenausbildung auf die praktischen Erfahrungen des Berufsalltags der Journalisten auswirkt, darüber gibt es nur Mutmassungen. Uns fehlen schlicht die wissenschaftlichen Daten.» Auch würden Forschungsergebnisse über den Einfluss der Journalistenausbildung auf die Entwicklung der Journalismusindustrie und auf den Journalismus als lebenswichtiges Teilsystem in unserer demokratischen Gesellschaft fehlen.

In seiner Arbeit hat Hugo Bigi nun festgestellt, dass die berufsbegleitende Journalismusausbildung die Arbeits- und Vermittlungsfähigkeit der Journalisten - in Bezug auf persönliche, analytische, narrative und technische Kompetenzen - erhöht. «Sie denken und handeln in der Regel konform mit den vorgegebenen Strategien und Praktiken der Journalismusindustrie», so Bigi. «Damit ermöglichen sie der Industrie, sich konstant nach den eigenen Vorstellungen zu reproduzieren.» Die berufsbegleitende Ausbildung sei damit aber auch die Grundlage für die Entwicklung eines zunehmend eigennützigen, wirtschaftsorientierten Verhaltens einer neuen Journalistengeneration, die kaum für ein unabhängiges Territorium des Journalismus einstehe, dafür umso grösseres Interesse für eine optimale Arbeits- und Vermittlungsfähigkeit entwickle.

Die Studie kommt auch zum Schluss, dass die von der berufsbegleitenden Journalistenausbildung unterstützte 24/7-Nachrichtenproduktion kaum dazu beitragen kann, den aktuellen Nachrichtenjournalismus als ein vermehrt demokratieförderndes Instrument neu zu kalibrieren, wie das etwa der Zürcher Professor Kurt Imhof gefordert hatte. «Entsprechende Massnahmen sind im erweiterten gesellschaftlichen und politischen Rahmen zu tätigen», sagte Bigi.

Den Doktortitel hat Hugo Bigi im Hinblick auf das Dozieren gemacht. «Als Journalist und Moderator braucht man keinen Doktortitel», sagte er. «Anders sieht es meiner Meinung nach beim Dozieren aus.» Dozieren bedeute nicht einfach, das weiterzugeben, was in der Praxis schon existiere. Dozieren heisse auch, analytisch und kritisch zu reflektieren. «Wirklich reflektieren können Sie jedoch erst nach dem Vertiefen», so Bigi. Die Doktorarbeit habe ihm eindrücklich und schonungslos aufgezeigt, was vertiefen heisse.

Es war nicht die erste Ausbildung, die Bigi in Leicester absolvierte. Er schloss dort bereits seinen Master of Arts in Publizistikwissenschaft ab. «Wie in anderen Wissenschaftsfeldern ist auch in der Publizistik- und Medienwissenschaft Englisch die unbestrittene Lingua franca», sagte Bigi. «Also kam für mich nur eine britische oder amerikanische Fakultät infrage.» Das Department of Media and Communication der University of Leicester habe sich angeboten, weil es den Fokus auf politisch-ökonomische Schwerpunkte und Fragestellungen innerhalb der Medien- und Journalismusforschung lege.