Ob Elchtest, Lichterkette oder Babyklappe: Die Deutschen mögen ihre Sprache und sind nicht so anglophil, wie sie sich geben. Ganze 60% der knapp 700 neuen Wörter, die innerhalb eines Jahrzehnts die deutsche Sprache bereichert haben, kommen aus dem Deutschen. Nur gerade 40% sind dem Englischen entlehnt, wie eine Forschungsgruppe am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) feststellte. Vor allem das Alltagsleben rege zu kreativen deutschen Neuschöpfungen an: Neologismen wie Homoehe oder Lichterkette seien im allgemeinen Sprachgebrauch weitgehend gängig geworden, resümiert der IDS-Sprachreport in seiner neuesten Ausgabe.
Unvergessen bleibt der Elchtest - ein Wort, das im Oktober 1997 praktisch über Nacht auftauchte und spöttisch das unzureichende Bremsverhalten eines neuen Automodells aufspiesste. Inzwischen wird das Wort sogar bei Menschen als Synonym für eine Bewährungsprobe gebraucht. Besonders schnell wurde auch das 2000 in Hamburg kreierte Wort Babyklappe Allgemeingut. Anders als Elchtest und etwa Warmduscher oder Weichei findet sich die Babyklappe allerdings nicht in Wörterbüchern.
Unter den von der IDS-Forschungsgruppe verzeichneten neuen Wörtern finden sich auch Blitzeis, Ostalgie, Minijob, Multiplexkino, Scheinselbstständigkeit (eine besonders schöne Kreation), Globalisierungsfalle, Gelbsperre, schönrechnen und prollig. Von neuen Wortbildungen im Deutschen ist auch in der neuesten Ausgabe des «Sprachdienstes» der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden die Rede. Thema ist dort der jüngste Zuwachs an Wortneubildungen, die mit «o» enden. Sie stammen oft aus der Jugendsprache oder haben ihren Ursprung in der Werbung. Dazu gehören etwa Perso (Personalausweis), Fuzo (Fussgängerzone) und hundert pro (hundertprozentig, im Sinne von ganz gewiss, absolut sicher). Da kann man nur sagen: logo!
Donnerstag
08.01.2004