Content:

Samstag
19.11.2016

Medien / Publizistik

Jahrbuch-der-Medien-2016-fog-Schwabe-Klein-Report

Qualitativ schlechte Medien liegen im Trend: Etwa ein Drittel der Schweizer Wohnbevölkerung informiert sich am liebsten über Medien von geringer Qualität. Insbesondere junge Frauen nutzen zunehmend Social Media als Hauptinformationsquelle, so die Erkenntnisse des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) und der Kurt Imhof Stiftung für Medienqualität im Jahrbuch «Qualität der Medien», die am Donnerstag in Bern vorgestellt wurden.

Zu den Hauptbefunden, die an der Medienkonferenz im Berner Hotel Bellevue Palace präsentiert wurden, gehört zunächst, dass die Nutzung von Service-public-Angeboten «das Vertrauen ins Mediensystem» stärkt. Wer häufig Nachrichten des öffentlichen Rundfunks konsumiert, entwickelt demnach ein grösseres Vertrauen ins Mediensystem.

Das passt teilweise zum zweiten Hauptbefund, wonach die Vielfalt der Berichterstattung in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur im öffentlichen Rundfunk sowie bei den Abonnementszeitungen überdurchschnittlich gross ist. Im Gegensatz dazu ist die Berichterstattung in Boulevardzeitungen, Boulevard-Online in Pendlerzeitungen und in Pendlerzeitungen-Online einseitig.

Gemäss dem dritten Hauptbefund «wird die hohe Qualität der Abonnementszeitungen und des öffentlichen Rundfunks auch von den befragten Mediennutzerun bestätigt». Die Boulevardzeitungen, die aufgrund der Inhaltsanalyse der Stiftung am untersten Ende der Medienqualität liegen, werden gemäss Befragung noch schlechter eingeschätzt, als sie sind. Dasselbe gilt für die Qualität des Privatfernsehens, das in der Inhaltsanalyse im Mittelfeld landete. Dafür wird das öffentliche Fernsehen, das in der Qualitätsanalyse hinter dem öffentlichen Radio an zweiter Stelle landet, von den Befragten sogar zu hoch eingeordnet.

Die grösste Nutzergruppe, die im Jahrbuch «News-Deprivierte» genannt wird, verbringt allerdings nur wenig Zeit, um sich zu informieren. Diese Gruppe zählt auf kostenlose Medien von eher geringer Qualität. Der Anteil «News-Deprivierter» hat seit 2009 auf 31 Prozent der Bevölkerung zugenommen (+10 Prozent). Danach folgen die «Global Surfer», zu denen 21 Prozent der Bevölkerung gezählt werden. Sie informieren sich hauptsächlich über internationale, mehrheitlich kostenlose Online-Medien und ihnen wird eine «höhere Ausbildung» zugeschrieben. Die dritthäufigste Gruppe «Old World & Online» informiert sich primär über regionale Abonnementszeitungen und Onlineseiten «klassischer Nachrichtenmedien». Tendenziell wird diese Gruppe jedoch deutlich kleiner.

Schliesslich kommt das Jahrbuch «Qualität der Medien» zum Schluss, dass die Bedeutung von Social Media als Hauptquelle für die Newsnutzung zugenommen hat. Bei der jüngsten Gruppe der 18- bis 24-Jährigen nutzen bereits 22 Prozent Social Media als Hauptinformationsquelle. Wichtigste Quellen für die Jungen sind Newssites und Onlineportale (40 Prozent), Social Medial (22 Prozent) und Presse (19 Prozent). Erst dann folgen Fernsehen (11 Prozent) und Radio (6 Prozent).