«Historischer Akt» oder willkommener Anlass in sommerlicher Nachrichtenflaute: Der Besuch von Christian Huber in der Lausanner «Le Matin»-Redaktion als Medienereignis. Rund zwei Wochen nach seiner Briefaktion an die Westschweizer Medien hat der Zürcher Regierungspräsident am Montag in Lausanne persönlich um Verständnis für Zürich geworben. Die Image-Kampagne soll keine Eintagsfliege bleiben. Huber hatte Anfang Juli im Namen der Zürcher Kantonsregierung in die Tasten gegriffen, weil er in den Westschweizer Medien eine gewisse Schadenfreude gegenüber dem «Goldküsten»-Zürich und seinen Problemen mit dem Flughafen auszumachen glaubte.
Das verglaste Sitzungszimmer der 11. Etage des Edipresse-Turms präsentiert eine Postkartensicht auf den Genfersee. Das stellt auch der Gast aus Zürich fest: «Ihr habt alle Vorteile», anerkennt Christian Huber, der später von «Le Matin»-Chefredaktor Peter Rothenbühler zum Essen in die Lavaux-Weinterrassen ausgeführt wird. Dort, wo die SBB-Linie von Freiburg her aus dem Tunnel an die Rebhänge des Lavaux führt, würden die Deutschschweizer zuhauf ihre Rückfahrkarten wegwerfen, so der Volksmund. Der Zürcher Regierungspräsident Christian Huber aber will, wenn er nach Zürich zurück fährt, einen «Sack voll Vorschläge» mitnehmen.
Das von Huber gewünschte Brainstorming zwecks Verbesserung des Zürcher Images fällt aber eher bescheiden aus. Der «Le Matin»-Chefredaktor empfiehlt das Abhalten von Pressekonferenzen in Genf und Lausanne. Ein Journalist beklagt die für Nichteingeweihte unverständlichen Billettautomaten der Zürcher Verkehrsbetriebe. Gutgemeinte Taten wie der mit belgischen Zeitungen ausgestattete «Espace romand» am Flughafen Zürich werden in der Romandie als paternalistische Zumutung empfunden. «Ab morgen liegen dort alle Westschweizer Zeitungen auf», verspricht Huber und zählt dabei aus Versehen auch das Sonntagsblatt «Dimanche.ch» auf. Nur: dessen Erscheinen wurde Mitte Juni vom Zürcher Ringier-Verlag gestoppt.
Montag
14.07.2003