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Samstag
26.01.2013

Ein harter Schlag für Hildegard Schwaninger: Im August verurteilte das Bezirksgericht Zürich die Klatschkolumnistin wegen übler Nachrede. Die Journalistin legte Berufung ein, am 18. März wird ihr Fall am Obergericht verhandelt. Anlass für den Klein Report, sich mit Schwaninger über den Prozess, ihr Internetprojekt und die Entwicklung des People-Journalismus zu unterhalten.

«Das war ein Kollateralschaden, und mit diesem Risiko bin ich als Klatschkolumnistin gefährdeter als andere Journalisten», erklärte Schwaninger. Auslöser dieses «Kollateralschadens» war ihre damalige Kolumne im «Tages-Anzeiger». Unter dem Titel «Gescheiterter Jetsetter baut Casinos» schrieb die Kolumnistin im August 2008 über einen «flamboyanten» Schweizer Geschäftsmann und dessen vermeintliche Aktivitäten in den USA.

«Verurteilt wurde ich», so Schwaninger, «weil ich geschrieben habe, er dürfe nicht mehr in die Schweiz einreisen, was offenbar nicht stimmte.» Der Schaden: eine bedingte Geldstrafe von 3000 Franken und eine Entschädigungszahlung von 7500 Franken.

Welches Risiko geht die Kolumnistin für eine gute Geschichte ein, wollte der Klein Report wissen: «Klatsch lässt sich nicht immer bis aufs Letzte recherchieren, sonst hat man nie eine gute Geschichte. Man muss da etwas grosszügiger sein. Die Leser wollen etwas Pikantes lesen», meint Schwaninger, die inzwischen wieder für die «Weltwoche» schreibt.

So sei denn auch die Definition von Klatsch eigentlich «unrecherchierte Nachricht», doch das gehe in der Schweiz nicht: «Man muss wahnsinnig aufpassen, was man schreibt. Die Leute sind schnell beleidigt und man hat sofort eine Klage am Hals.» Risiko könne sie dabei keines eingehen, da die Verleger keine Gerichtskosten wollten, so Schwaninger, deren Karriere in den Siebzigerjahren beim «Züri Leu» begann.

Neben ihrer Kolumne für die «Weltwoche» betreibt die gebürtige Österreicherin seit 2011 das Onlineportal schwaningerpost.com. Darauf veröffentlicht sie Kolumnen, Veranstaltungshinweise, gibt Restauranttipps und beantwortet Stil- und Lebensfragen von Lesern. So erfährt die geneigte Leserin etwa, wo man in Zürich ein schönes Ballkleid findet (Saint-Phil an der Bahnhofstrasse) - und der Leser, wo Mann um die dreissig ältere, «selbstbewusste» Frauen kennenlernen kann (z.B. im Sprüngli).

Mit der Website richte sie sich an alle, die sich für das Zürcher Gesellschaftsleben interessieren. Gestartet hat sie das Projekt aus der Überzeugung, «dass das die Zukunft ist». «Noch habe ich es nicht geschafft, die Webzeitung zu monetarisieren, aber ich habe Zeit und nehme an, dass ich damit eines Tages auch Geld verdiene», gibt sich Schwaninger optimistisch.

Gefragt nach ihrer Einschätzung des People-Journalismus, wie ihn etwa das SRF mit «Glanz & Gloria» oder Ringier über alle Kanäle betreibt, meint Schwaninger: «Der People-Journalismus, ob `Glanz & Gloria` oder `Schweizer Illustrierte`, ist eine riesige Reklame für die sogenannten Promis. Sie sollten deshalb nicht so zickig sein, wenn sie mal negativ vorkommen, sondern den Journalisten dankbar sein, dass sie sie bekannt gemacht haben.» Ihr eigenes Kriterium für prominent oder nicht, ist denkbar einfach: «Jemand ist prominent, wenn man hinter seinen Namen nicht schreiben muss, wer er ist.»

Aber gibt es überhaupt noch eine «gute Gesellschaft», über die zu berichten sich lohnt? Ja, glaubt Schwaninger, «man findet sie nur nicht unbedingt in den Klatschmedien». Und wie hat die Zürcher Gesellschaft den Weggang von Opernintendant Alexander Pereira verkraftet? «Es ist nicht auszuschliessen, dass Pereira seinen Weggang von Zürich schlechter verkraftet hat als die Leute in Zürich.»

Am 4.2.2008: Hildegard Schwaninger mit neu-alter Kolumne im «Tages-Anzeiger»