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Freitag
05.04.2024

Medien / Publizistik

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Es ist Freitag und bei der «Maurmer Post» wird ein neues Kapitel geschrieben.

Der Gemeinderat lässt über sein Dorfblatt berichten, dass er beschlossen habe, «den Rekrutierungsprozess für die Chefredaktion auszusetzen und nach einer Standortbestimmung neu zu starten». Ausserdem übernehme der Gemeinderat zwischenzeitlich die Aufsicht über die «Maurmer Post», heisst es im Editorial der Dorfzeitung vom 5. April.

Im Klartext heisst das, dass sich der Gemeinderat und mit ihm Gemeindepräsident Yves Keller selber beaufsichtigen. Sehr speziell, wie der Klein Report findet, denn die Politiker und Gemeindeverwalter haben mit dem Gemeinde- und Verwaltungsrechtler Prof. Dr. Tomas Poledna scharfes Geschütz aufgefahren.

Die Kommission der «Maurmer Post» um Herbie Schmidt ist somit de facto auch entmachtet. Diese hatte gemäss dem Gemeinderat «nur beratende Funktion», wie Beteiligte dem Klein Report rapportieren, aber doch auch die redaktionelle Hoheit. «Ja, was nun?», fragt der Klein Report.

Der Gemeinderat habe nun eine Arbeitsgruppe eingesetzt. «Sie wird die aktuellen Strukturen und Prozesse in der ‚Maurmer Post‘ überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen ausarbeiten», heisst es im Editorial. Damit trage der Gemeinderat auch dem Inhalt von zwei Aufsichtsbeschwerden Rechnung, welche beim Bezirksrat Uster bezüglich der «Maurmer Post» eingegangen seien.

Nach der Ausbootung des Chefredaktors Thomas Renggli sowie der Freistellung von dessen Stellvertreter Christoph Lehmann rüstet auch diese Seite auf. Lehmann, der wie eine heisse Kartoffel abserviert worden ist, will die Sache auch rechtlich nicht auf sich beruhen lassen. Lehmann bereitet eine Aufsichtsklage beim Bezirksrat Uster vor. Das wäre dann die dritte für Gemeindepräsident Yves Keller in dieser Sache.

Ergebnisse der Arbeitsgruppe gebe es bis spätestens Anfang Juni. Bis man eine neue Chefredaktion habe, werde die «Maurmer Post» ad interim durch Dörte Welti geleitet, wie der Klein Report bereits berichtete, «in einem vorübergehend reduzierten Umfang».

Seit also die «Maurmer-Post»-Kommission die Redaktionsführung Knall auf Fall ausgewechselt hat und eine gemeindefreundliche Berichterstattung Einzug gehalten hat, kocht die Volksseele. Interessierte Bürgerinnen und Bürger werden wohl am 13. April im Restaurant Stallstube in Maur ab 14 Uhr ihrem Ärger Luft machen, wenn sie auf Einladung von Gemeindepräsident Yves Keller zum «Samstagsgespräch» vorbeikommen.

Und was sagt der vertriebene Chefredaktor Thomas Renggli? Auch er prüfe rechtliche Schritte gegen die Gemeinde, kündigt er auf Anfrage des Klein Reports an. Grundsätzlich sei er von der Aufgabe als Journalist auf Gemeindeparkett aber noch immer fasziniert: «Der Lokaljournalismus ist die Königsdisziplin unseres Metiers. Er liefert einen wichtigen Beitrag zur Diskussionskultur und ist ein unverzichtbares Element der Demokratie, gerade weil verschiedene Meinungen zu (fast) jedem Thema bestehen. Oder haben Sie schon eine Gemeindeversammlung erlebt, an der alle geschlossen der Parole des Gemeinderates folgten?» Doch unabhängig berichten könne man nur, wenn man auch unzensiert schreiben könne.

Journalist Renggli bleibt dran. Es sei bereits ein Projekt in der Pipeline, das schon bald zu einer unabhängigen Alternative zur «Maurmer Post» werden könnte. «Allein die Tatsache, dass der Gemeindepräsident seine Probleme mit einem hochbezahlten Anwalt lösen will und uns gegenüber das Gespräch verweigert, macht deutlich, dass man den Politikern genau auf die Finger schauen muss», ist Renggli überzeugt.