Content:

Montag
21.10.2024

Medien / Publizistik

Die Schweizer Kulturschaffenden nehmen Aussenminister Ignazio Cassis in die Verantwortung – und fordern in einem offenen Brief den Wiederbeitritt der Schweiz zum europäischen Kulturprogramm «Creative Europe» und die Vollassoziierung der Schweiz bei «Creative Europe», «Erasmus+» und «Horizon».

Showdown in den Verhandlungen der Schweiz um ein Rahmenabkommen mit der EU. Es geht um Schutzklausel, Zuwanderung, die bilateralen Verträge – und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, die Schweizer Regierung kommt oft einen Schritt zu spät.

Nun melden sich auch die Kulturschaffenden («Suisseculture») zu Wort und platzieren bei Aussenminister und Chefunterhändler Ignazio Cassis ihre Forderungen. Unterschrieben ist das Schreiben von Omri Ziegele, dem Präsidenten von Suisseculture, sowie von Alex Meszmer, dem Geschäftsführer der Institution.

Unter dem Titel «Vollassoziierung der Schweiz bei ‚Creative Europe', ‚Erasmus+' und ‚Horizon' als integraler Teil der Verhandlungen zu den Bilateralen III» schreiben Ziegele und Meszmer: «Sehr geehrter Herr Bundesrat Cassis. Seit 2012 verweist der Bundesrat in jeder Kulturbotschaft auf die Bedeutung des europäischen Programms ‚Creative Europe' für das Schweizer Kulturschaffen und betont den Willen, dass auch die Schweiz daran wieder teilnehmen soll. Das Programm ‚Creative Europe 2021–2027' wird von der EU mit einem Gesamtbudget von 2,44 Milliarden Euro veranschlagt».

Und dann werden die Hauptziele des Programms aufgezählt: 1.) Wahrung, Entwicklung und Förderung der europäischen kulturellen und sprachlichen Vielfalt und des europäischen Kultur- und Spracherbes.

2.) Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des wirtschaftlichen Potenzials des Kultur- und Kreativsektors, insbesondere des audiovisuellen Sektors.
Die Initiierung von eigenen internationalen Projekten, die von «Creative Europe» unterstützt werden, sei für Schweizerinnen und Schweizer seit 2014 ganz ausgeschlossen. Zudem können Schweizer Kulturschaffende, Kulturinstitutionen oder Kulturorganisationen erst seit diesem Jahr wieder an Programmen oder Wettbewerben teilnehmen, die von «Creative Europe» (mit)finanziert werden.

Und dies häufig nur, wenn sie die dafür notwendigen finanziellen Mittel vollständig selbst aufbringen. Bei einem Förderetat für «Creative Europe» von 2,44 Milliarden Euro für die Legislatur 2021 bis 2027 entgehen der Schweizer Kultur somit auch wichtige Fördermittel für multilaterale Projekte, Kooperationen, Programme und Weiterbildungen.

Für die Kultur aber seien der europäische Austausch und die multilaterale Zusammenarbeit lebenswichtig, sowohl für Innovation und Entwicklung wie auch in ökonomischer Hinsicht.

Deshalb die klare Forderung von Suisseculture: «Soll die Schweizer Kultur auf dem europäischen Kunst- und Audiovisionsmarkt weiterhin bestehen, muss jetzt gehandelt werden! Ansonsten ist auch der wirtschaftliche Schaden beträchtlich und zu einem guten Teil irreversibel».

Für den Schweizer Kulturbereich sei die Teilnahme an allen drei Programmen essenziell, denn diese bauen aufeinander auf und ergänzen sich gegenseitig.

Deshalb müsse Cassis nun auch in Sachen Schweizer Kultur in die Offensive gehen: «Gerne fordern wir Sie auf, dass Sie bei den aktuellen Verhandlungen mit der EU zur Aktualisierung der bilateralen Verträge die Teilnahme der Schweiz an den drei Programmen ‚Creative Europe', ‚Erasmus+' und ‚Horizon' aktiv verfolgen. Von Seiten der Europäischen Union sind alle drei Programme bereits integrativer Teil der laufenden Verhandlungen. Die Diskriminierung der Schweizer Kulturschaffenden auf europäischer Ebene muss endlich ein Ende finden.»