Das Olympiastadion war für die Schlagerkönigin bereit: In der Halbzeitpause des Fussball-Pokalfinals zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund sollte Fischer vor 75 000 Zuschauern für Stimmung sorgen. Helene Fischer gab ein Medley ihrer bekanntesten Lieder zum Besten, und diesen Auftritt wird sie so schnell nicht mehr vergessen.
Verschiedene Videos, die von anwesenden Fans auf Youtube hochgeladen wurden, zeigen eindrücklich, dass beide Fanlager die Sängerin während der Show so laut ausgepfiffen haben, dass von ihrer Musik im Stadion praktisch nichts mehr zu hören war.
Vor dem Fernsehbildschirm entstand auch für den Klein Report, der das Spiel inklusive der viel diskutierten Halbzeitunterhaltung verfolgte, der Eindruck, dass die ARD das gellende Pfeifkonzert im Ton reduziert hatte, um dem TV-Publikum die Reaktion im Stadion vorzuenthalten.
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky liess sich am späteren Abend in den Medien zitieren: «Wir haben keine Aussenmikrofone runtergeregelt, das Signal kam aus dem Weltbild, aber es ist völlig normal, dass bei einem Musikact das Mikrofon der Musiker lauter zu hören ist als die Umgebungsgeräusche.»
Gemäss Balkauskys Aussagen wurde der Sender vom Deutschen Fussball-Bund (DFB) nicht gezwungen, die Sängerin zu übertragen: «Wir halten sie für eine der beliebtesten Künstlerinnen in Deutschland und haben selbst entschieden, ihren Auftritt zu übertragen.»
Der Klein Report vermutet, dass der DFB sich vom Engagement der in Russland geborenen Deutschen viel – vermutlich sogar zu viel – erhofft hat: Im nördlichen Nachbarland hat sich Fischers Auftritt von 2014 – ebenfalls von der ARD übertragen –, als sie mit der Nationalmannschaft vor dem Brandenburger Tor vor hunderttausenden von Fans den Weltmeistertitel feierte, in die Erinnerung von Millionen von Menschen eingebrannt, die das Spektakel entweder live vor Ort oder Zuhause am TV verfolgten.
Was 2014 funktioniert hat, muss 2017 nicht erneut funktionieren: Zu dieser bitteren Einsicht ist man beim DFB vermutlich auch gekommen.
Der geneigte Sportfan weiss, dass in der amerikanischen Football-Liga NFL Halbzeit-Events eines Musikers gang und gäbe sind. Viele Menschen schalten beim Super Bowl sogar nur ein, um die Auftritte von Stars wie Lady Gaga oder Beyoncé zu verfolgen.
Als Fischer nach ihrem Auftritt «Dankeschön, Berlin!» in die Menschenmenge rief, war die völlige Irritation wahrscheinlich sowohl im Stadion wie auch vor den Fernsehbildschirmen perfekt.
«Ich durfte schon zwei Mal in diesem wunderschönen Stadion spielen. Musik verbindet – und es gibt immer welche, die ich damit berühren kann, und manche eben nicht», kommentierte Helene Fischer in der nach dem Finale ausgestrahlten ARD-Sendung «Sportschau Club» den Abend. Eine allfällige persönliche Enttäuschung hat die Sängerin gut weggespielt.
Gründe für die Pfiffe am Samstagabend mögen gemäss Einschätzung des Klein Reports vielfältig gewesen sein: Helene Fischer ist in Deutschland überaus beliebt. Wo jedoch viele Bewunderer sind, sind von Natur aus Neider nicht weit entfernt. Das bekam sie sicherlich zu spüren. Andere Fans pfiffen wohl eher aus Ärger gegen den DFB. Dass ein Fussball-Pokalfinale nicht der Super Bowl in den USA ist, konnte unzählige Male in den sozialen Medien nachgelesen werden.
Klein Report überlässt für einmal das Schlusswort dem deutschen Komiker Jan Böhmermann, der auf Twitter den Samstagabend wie folgt auf den Punkt brachte: «Helene Fischer beim DFB-Pokalfinale ist wie Beyoncé beim Super Bowl. Nur mit Pokalfinale statt Super Bowl und Helene Fischer statt Beyoncé».