Embedded journalism ist längst nicht nur in Krisengebieten üblich. Gerade in der Kommunikationsbranche treibt die Arbeit der Pressestellen seltsame Blüten. Ein Beispiel ist der Ausstieg des Executive Directors von Havas Worldwide Zürich, der am Mittwoch bekannt wurde.
«persönlich.com» berichtete als erste über den Wechsel. Das mag bei der Konkurrenz vielleicht ein bisschen Neid auslösen, doch einer ist im Mediengeschäft nun einmal immer der Erste, das gehört dazu. Irritierend dagegen ist, dass Havas die Information exklusiv verbreitet hat. So, als ob man es nicht nötig hätte, dass alle den Wechsel mitbekommen.
Der Mediendienst verweist auf eine «Mitteilung» von Havas, in welcher der Wechsel bekannt gegeben wurde. Die Mitteilung versandte die Agentur allem Anschein nach aber nur an persönlich.com. Natürlich fragt man als Journalist nach und bittet um die Zustellung der zitierten Mitteilung.
Dann wird es schräg. Das Telefonat mit Havas Worldwide bleibt vorerst ergebnislos. Man kann die Mitteilung bei Havas gerade nicht auffinden, was bei einem Wechsel an der Spitze doch recht unwahrscheinlich erscheint. Stattdessen werden interne Abklärungen angekündigt und ein Rückruf versprochen. Dieser bleibt aus, und eine Stunde später haben die Havas-Mitarbeiter ihr Büro geräumt. Ohne die Mitteilung weitergeleitet zu haben.
Exklusive Berichterstattung ist gang und gäbe. Gute Kontakte zur Presse, bei der man die eigenen Neuigkeiten platzieren darf, ebenso. Doch eine Mitteilung, die von der eigenen Pressestelle beim Medienpartner platziert wurde, dem Rest selbst dann noch vorzuenthalten, wenn der Inhalt öffentlich gemacht wurde, ist skurril.
Kann man jetzt unken, dass der Abgang von Eckstein ein schwerer Schlag für Havas war, weshalb sie die Meldung in möglichst kleinem Rahmen halten wollten? Kaum, denn sonst müsste man ihnen Dilettantismus vorwerfen. Oder hat man mit dem Medienpartner eine Abmachung getroffen und ihnen Exklusiv-Geschichten versprochen?
Diese Vermutung liegt nahe, wenn man den Pressebereich von Havas Worldwide Zürich anschaut. Mitteilungen der Agentur sucht man vergeblich, dafür eine Menge Presseberichte.
Es scheint, als hätte Havas die Pressestelle ausgelagert. Wie auch immer, wir werden genauer Bescheid wissen, wenn sich die Zürcher Agentur durchringt, die Mitteilung auch noch an den Rest der Welt zu verschicken. Und wenn es denn überhaupt eine Mitteilung gegeben hat.