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Freitag
03.05.2024

Medien / Publizistik

Hass verpixelt: Selbst eine kritische Berichterstattung über Hass-Bilder trägt zu ihrer Verbreitung bei, finden die Studienautoren... (Bild: zVg)

Hass verpixelt: Selbst eine kritische Berichterstattung über Hass-Bilder trägt zu ihrer Verbreitung bei, finden die Studienautoren... (Bild: zVg)

Im Netz wimmelt es nicht nur von Hatespeech und Shitstorms, sondern auch von Hass-Abbildungen. Eine neue Studie geht scharf ins Gericht mit der Rolle der Medien.

Visueller Hass kommt in unterschiedlichen Formen daher, etwa als Memes, Fotos oder Karikaturen. Als Hassbild definierten die Forschenden der Fachhochschule Graubünden und die Universität Freiburg «jede visuelle Darstellung, die jemand als diskriminierend oder verletzend wahrnimmt oder die zu Gewalt aufruft beziehungsweise sie verherrlicht». 

Brisant: Neben den sozialen Medien wie X oder Instagram hat die Studie auch Hassbilder auf nutzerbasierten Versand- und Kleinanzeigenplattformen wie Amazon oder tutti.ch untersucht. Die Plattformen zählen viele Klicks, haben aber nur geringe Melde- und Beschwerdeoptionen. 

Schlecht weg kommt in der Studie die Medienberichterstattung über Hatespeech. Die sei zwar gut gemeint, in der Wirkung aber kontraproduktiv. 

«Besonders beunruhigend», heisst es in der Studie, sei die Beteiligung publizistischer Medien an der Verbreitung von Hassbotschaften. «Trotz der meist kritischen Diskussionen in den begleitenden Artikeln tragen sie durch das Abbilden von Hassbildern zur verstärkten Reichweite dieser Botschaften bei.»

Die Studie zeigt auch, dass sich der Hass auf den analysierten Bildern überwiegend gegen Personen aufgrund ihrer Nationalität (25 Prozent) richtet. Auch die Geschlechtszugehörigkeit (21 Prozent) wurde diskreditiert – insbesondere wurden dabei Transgenderpersonen (10,5 Prozent) angegriffen. 

Auch Einstellungen und Positionen wie zum Ukrainekrieg, zum Klimawandel oder zum Impfen stellen den Anlass von Anfeindungen dar.

Die Hälfte der Hassbilder (50,7 Prozent) grenzen andere Personen mit sachlichen oder humoristischen Mitteln aus. Genauso viele Hassbilder sind jedoch deutlich aggressiv im Ton. Davon weisen 14 Prozent auch strafrechtlich relevante Inhalte wie beispielsweise Aufrufe zum Mord auf. 

«Hassbilder werden in gleichem Masse durch ressourcenstarke Organisationen wie beispielsweise Parteien als auch durch Individuen gestreut. Auffallend ist, dass sich Parteien als einer der Grundpfeiler von Demokratien oder auch einzelne Politiker und Politikerinnen an der Verbreitung von Hassbildern beteiligen.»

Als Gegenmassnahmen empfehlen die Studienautoren, dass staatliche Massnahmen für grosse Plattformen wie X oder Instagram auch auf kleinere (aber auf nationalem Level bedeutende) Plattformen wie Kleinanzeigenportale ausgeweitet werden. 

An die Politik gewendet empfehlt die Studie, über die Einführung von Standards für die Parteikommunikation nachzudenken. Denn heute würden Hassbilder verwendet, um politische Gegner zu diskreditieren. So, wie bereits einige Schweizer Parteien die Verwendung von KI im Wahlkampf geregelt haben.

Den publizistischen Medien werde «dringend empfohlen, sich ihrer bedeutenden Rolle als Verbreiterinnen von Hassbildern bewusst zu werden, sei es mittels verstärkter Selbstreflexion in den Redaktionen sowie Sensibilisierungsmassnahmen durch Branchenverbände».